Ist Ihr Produktpreis korrekt kalkuliert? Wann und wie sollten Sie Ihr Produkt auf den Markt bringen? Welche Marketingmaßnahme eignet sich dafür am besten? Welche Finanzierungsmöglichkeit ist die richtige? Wie realistisch ist Ihr geplantes Unternehmensmodell?
Beim Gründen einer Firma treten zahllose Fragen und Probleme auf. Diese Unsicherheiten führen dazu, dass knapp 30 % der gegründeten Firmen die ersten 3 Jahre nicht überstehen. Damit Sie nicht schon in der Gründungsphase verzweifeln, nutzen Sie das breite Beratungs- und Coachingangebot. Dabei geht es nicht um kostspielige Unternehmensberatung. Im Gegenteil: In Deutschland können sich viele Gewerbetreibende oder Freiberufler klassischer Branchen teilweise vergünstigt oder sogar kostenfrei coachen lassen.
In diesem Artikel lernen Sie die wichtigsten Beratungsstellen für Gründer kennen. Sie informieren sich über die Angebote von Industrie- und Handelskammer (IHK) und Handwerkskammer (HWK) zur Existenzgründung. Und bekommen einen Einblick in finanzielle Fördermöglichkeiten für die Unternehmensberatung.
Wichtige Beratungsstellen zur ersten Orientierung
Klären Sie zuerst Ihre grundlegenden Fragen zum Thema Existenzgründung und Selbstständigkeit. Folgende Beratungsstellen unterstützen Sie dabei:
- Allgemeine Infos zur Gründung liefert Ihnen das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi).
- Breit gefächerte Informationen erhalten Sie auf Gründermessen.
- Kostenlose Hilfe bei der Gründungsvorbereitung bieten Gründungsinitiativen.
- Die kommunale Wirtschaftsförderung berät und leitet Sie an die zuständigen Ämter weiter.
- Das eKompetenz-Netzwerk für Unternehmen berät Sie telefonisch oder in Workshops über digitale Geschäftsprozesse.
- Eine allgemeine kostenlose Beratung gibt es in Workshops von IHK und HWK.
IHK-Existenzgründungsberatung
Die Industrie- und Handelskammern versorgen Sie online mit zahlreichen Informationen und Wegweisern zum Download. In Gruppenberatungen bekommen Sie außerdem Informationen zur ersten Orientierung.
Dazu gibt es regionale Erstberatungen. Dabei erörtern Sie einem Existenzgründungsberater Ihre Geschäftsidee und erhalten professionelles Feedback.
Unterstützung der HWK bei der Existenzgründung
Wenn Sie sich in einem Handwerksberuf selbstständig machen, hilft Ihnen Ihre Handwerkskammer bei der Existenzgründung. Die HWK unterstützt Sie fachkundig bei Problemen und klärt Ihre individuellen Fragen. Alles, was Sie dafür tun müssen: telefonisch oder online einen Beratungstermin vereinbaren.
Neben der individuellen Beratung bieten Handwerkskammern
- Merkblätter und Broschüren
- Kostenlose Kurzseminare für Existenzgründer
- Sprechtage in den Beratungsaußenstellen
Infotelefon und Adresssuche
Viele der genannten Stellen haben ein Infotelefon. Denn zahlreiche Fragen, die sich während der Existenzgründung auftun, lassen sich bereits mit einem einzigen Telefonat aus der Welt räumen.
Wenn Sie lieber eine persönliche Beratung mit Augenkontakt wollen: Beim BMWi finden Sie Adressen von Beratungsstellen in Ihrer Nähe. Praktisch: Bei der Suche können Sie gleich nach Ihrem Anliegen filtern.
Wichtige Beratungsstellen zur Vertiefung
Sie benötigen vertiefende Informationen? Die bekommen Sie bei speziellen Beratungsstellen, z. B. hier:
- Rechtsanwälte und Steuerberater helfen bei rechtlichen und steuerlichen Problemen – allerdings kostenpflichtig.
- Ein Notar berät bei notariellen Angelegenheiten wie Handelsregistereintragungen – ebenfalls kostenpflichtig.
- Das Institut für Freie Berufe ist eine führende Einrichtung für die Gründungsberatung.
- Nehmen Sie an Businessplanwettbewerben teil, dann werden Sie intensiv bei der Erarbeitung Ihres Businessplans unterstützt.
- Arbeitsagenturen informieren über finanzielle Hilfen wie Arbeitslosengeld, Gründungszuschuss und Einstiegsgehalt. Außerdem können Sie dort Existenzgründungskurse belegen und sich umfassend beraten lassen.
- Die KfW Bankengruppe informiert Existenzgründer kostenlos über die aktuellen bundesweiten Förderprogramme und Finanzierungsmöglichkeiten.
- Das Landesförderinstitut informiert über die Förderprogramme des jeweiligen Bundeslands.
- Krankenversicherungen erläutern die Unterschiede zwischen gesetzlicher und privater Absicherung.
- Verbraucherzentralen informieren Gründer über die Möglichkeiten der Altersvorsorge.
- Professionelle Unternehmensberater beraten individuell und intensiv. Das ist kostenpflichtig, wird aber anteilig gefördert.
Coaching zum Thema Existenzgründung
Unter Gründercoaching versteht man die Beratung und das Coaching zu vorrangig betriebswirtschaftlichen Themen. Beispielsweise können Sie mit Ihrem Berater den Businessplan optimieren, Vertriebsstrategien entwerfen oder Gespräche mit Banken oder Investoren vorbereiten. Ausgenommen sind Steuer- und Rechtsberatung, Fragen zur Versicherung und Erstellung von Marketingmitteln: Die Erstellung einer Website und die Gestaltung eines Firmenlogos werden z. B. nicht gefördert.
Sie sollten auf ein Gründercoaching zurückgreifen, wenn Sie
- sich fragen, wie Sie die Selbstständigkeit am besten angehen – oder ob Sie alles richtig machen.
- Ihre Erfolgschancen mit professioneller Hilfe erhöhen wollen.
- Antworten auf ungeklärte Fragen suchen.
- Ihre Struktur, Organisation und Ihr Zeitmanagement verbessern wollen.
- bei bestimmten Themen oder nach Misserfolgen einen Berater an Ihrer Seite brauchen.
- Rat, Tipps und Feedback von erfahrenen Experten benötigen.
- nicht wissen, wie Sie schwere Zeiten finanziell und emotional überstehen.
- auf lange Sicht Kosten sparen wollen.
Förderprogramm für Gründercoaching in Deutschland
Förderprogramme bieten Gründern die Möglichkeit, sich günstig coachen zu lassen. Sie müssen dabei nur einen Eigenanteil der Beratungskosten tragen. Üblich sind Zuschüsse von teilweise 50 bis 80 %. Das entspricht einem Preis von 30 bis 60 € für eine professionelle Gründerberatung.
Das Programm „Gründercoaching Deutschland“ wurde zum 30. April 2015 eingestellt. Nun gibt es für die Gründungsberatung Fördermittel vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und den Bundesländern.
Vor der Gründung: Förderprogramme der Bundesländer
Die Bundesländer bieten für die Vorgründungsphase Zuschüsse für Beratungskosten. Teilweise sogar eine kostenlose Gründungsberatung.
Über die Beratungsmöglichkeiten der einzelnen Bundesländer informiert das BMWi.
Nach der offiziellen Gründung: Förderprogramm vom Bund
Das neue Programm „Förderung unternehmerischen Know-hows“ fasst einige bisherige Programme zusammen, z. B. „Runder Tisch“ oder „Gründercoaching Deutschland“. Es richtet sich an kleinere und mittlere Jungunternehmen, Bestandsunternehmen und Unternehmen in Schwierigkeiten.
Dieses Programm unterstützt allgemeine Beratungen zu wirtschaftlichen, finanziellen, organisatorischen und personellen Problemen. Den Antrag für die Mittel aus Europäischen Sozialfonds (ESF) und vom BMWi stellen Sie über die Online-Plattform des BAFA. Ihr Unternehmen ist dann Antragsteller und Zuwendungsempfänger.
Das BAFA fördert Unternehmer der klassischen Branchen wie Handwerk, Dienstleistung und Handel. Ausgenommen sind beispielsweise gemeinnützige Unternehmen, Anwälte, Steuer- und Wirtschaftsberatungen.
Achtung: Sie können nicht sofort den Beratungsvertrag mit Ihrem Unternehmensberater unterschreiben und die Beratung aufnehmen. Erst muss Ihr Antrag durch eine Leitstelle geprüft und durch das BAFA bewilligt werden.
Junge Unternehmen, die weniger als 2 Jahre am Markt sind, werden je nach regionaler Lage mit einem Fördersatz von 50 bis 80 % bezuschusst. Maximal gibt es 2.000 bis 3.200 €. Ab dem dritten Jahr nach der Gründung betragen die Zuschüsse 1.500 bis 2.400 €. Auch Unternehmen in Schwierigkeiten dürfen bei einem Fördersatz von 90 % mit einer Bezuschussung von bis zu 2.700 € rechnen – an allen Standorten.
Hier finden Sie Ihren Berater
In der Beraterbörse der KfW wählen Sie Ihren Berater aus. Am besten nach Ihren Problemen und nach seiner Spezialisierung. Fragen Sie auch andere Gründer, ob sie jemanden empfehlen können. Oder wählen Sie einen Berater, den Sie bereits von einer Infoveranstaltung oder einem Seminar kennen. Aber Achtung: Nur wenn der Berater in der KfW-Beraterbörse gelistet ist, werden Sie finanziell unterstützt.
Das erste Gespräch sollte idealerweise kostenfrei sein. Dabei verschaffen Sie sich einen Eindruck, ob der Berater hinsichtlich Persönlichkeit und Qualität seiner Arbeit Ihren Vorstellungen entspricht.
Fazit
Eine Unternehmensgründung ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Allgemeine Informationen bekommen Sie bei einer der zahlreichen kostenlosen Beratungsstellen.
Sie sind mit dem Schritt in die Selbstständigkeit überfordert oder wünschen sich professionellen Rat? Dann sollten Sie sich Hilfe bei einem Experten Ihrer Wahl holen. So minimieren Sie die Risiken und schaffen die besten Voraussetzungen für einen langfristigen Erfolg Ihres Unternehmens.
Dabei können Sie auf die finanzielle Unterstützung des Bundes oder Ihres Bundeslands zählen. Außerdem gibt es kostenfreie Beratungs- und Orientierungsangebote von IHK, HWK und anderen Anlaufstellen in Ihrem Bundesland.
Spezielle Beratungsstellen für Frauen bzw. für arbeitslose Existenzgründer finden Sie in den entsprechenden PDFs.
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