Das Wochenbett ist eine ganz besondere Zeit. Nach der Geburt folgen die ersten gemeinsamen Wochen, in denen sich Mutter und Baby von den Strapazen erholen und sich kennenlernen.
Diese Auszeit ist wichtig für die körperliche Rückbildung der Mutter und um eine enge Bindung zum Baby aufzubauen.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Wochenbett ist die 6- bis 8-wöchige Zeit nach der Geburt, in der sich Mutter und Kind erholen sollen.
- Das Wochenbett ist wichtig für die Rückbildung des weiblichen Körpers und zur Verarbeitung der anstrengenden Geburt und Schwangerschaft.
- Im Wochenbett müssen Mütter verschiedene Beschwerden wie den Wochenfluss, Nachwehen, Geburtsverletzungen und Hormonumstellungen verarbeiten.
- Mutter und Kind werden im Wochenbett von einer Hebamme betreut. Sie beantwortet Fragen, versorgt Geburtsverletzungen und überprüft den Gesundheitszustand.
Was versteht man unter dem Wochenbett?
Das Wochenbett, auch Kinderbett genannt, beschreibt den 6- bis 8-wöchigen Zeitraum nach der Entbindung. Sie und Ihr Kind brauchen diese Phase, um sich von der Geburt zu erholen und diese verarbeiten zu können.
Neben der körperlichen Regeneration steht in dieser Zeit auch das Kennenlernen der neuen Familie an. Außerdem müssen sich alle aufeinander einstellen. Beim 1. Kind müssen Sie viele neue Handgriffe wie Wickeln, Stillen und den Umgang mit dem Baby erlernen. Außerdem müssen Sie mit der neuen Schlafsituation zurechtkommen und ggf. Geschwisterkinder miteinander bekannt machen.
Während des Wochenbetts werden Sie des Weiteren viele Emotionen durchleben und vielleicht an psychische Grenzen stoßen. Einige Frauen kämpfen mit dem Baby Blues, aus dem sich eine Wochenbettdepression entwickeln kann.
Ihre Hebamme wird Sie und Ihr Baby während des Wochenbetts begleiten, Sie unterstützen und Ihre Fragen beantworten.
Was ist das frühe Wochenbett?
Das frühe Wochenbett ist die wichtigste Erholungsphase und beschreibt die ersten 10 Tage nach der Geburt. Der Körper beginnt, die erste Milch, das sogenannte Kolostrum für das Baby zu bilden. Der Körper stellt seinen Hormonhaushalt um und die Geburtsverletzungen beginnen zu heilen. All diese Prozesse sind sehr anstrengend, weshalb Sie viel liegen und sich schonen sollten. Nur so kann sich der Körper zurückbilden. Und Sie kommen wieder zu Kräften.
Auch das Baby muss sich erst an die neuen Gegebenheiten gewöhnen. Im Mutterleib kannte es weder Hunger noch Kälte oder gar die Schwerkraft. Viel Haut- und Körperkontakt stärken die Bindung und sorgen dafür, dass das Neugeborene gut ankommt.
Was ist das späte Wochenbett?
Ab dem 11. Tag nach der Geburt beginnt das Spätwochenbett. Auch jetzt brauchen Mutter und Baby noch viel Ruhe und Erholung. Da Neugeborene noch keinen Tag-Nacht-Rhythmus haben, kämpfen viele frischgebackene Eltern jetzt mit starker Müdigkeit. Viele Frauen schwitzen durch die Hormonumstellung stark, vor allem in der Nacht. Auch wenn sich die Gebärmutter und der Bauch immer mehr zurückbilden, ist der Beckenboden von der Geburt noch stark belastet. Stuhl- und Harninkontinenz sind im Wochenbett keine Seltenheit. Wenn Sie nach dem Wochenbett mit der Rückbildung beginnen, werden sich diese Symptome jedoch zurückbilden.
Welche Beschwerden hat man im Wochenbett?
Das Wochenbett ist eine ganz besondere Zeit, in der Mutter und Baby viel Zeit miteinander verbringen und sich aufeinander einstellen. Im Volksmund wird das Wochenbett daher auch häufig als Baby-Honeymoon bezeichnet. Neben all den schönen Momenten kommen jedoch auch einige Unannehmlichkeiten auf Sie zu. Schließlich hat Ihr Körper während der Schwangerschaft und Geburt Höchstleistungen erbracht. Da ist es vollkommen verständlich, dass der Körper Zeit braucht, die Strapazen zu verarbeiten und vollständig zu heilen.
Folgende Beschwerden prägen daher bei vielen Frauen die Zeit im Wochenbett:
Der Wochenfluss
Der Wochenfluss gehört zum Wochenbett dazu und betrifft jede Frau – egal ob vaginale Geburt oder Kaiserschnitt. Nach der Geburt löst sich die Plazenta von der Gebärmutter ab und hinterlässt eine große innerliche Wunde. Mit dem Wochenfluss fließt überschüssiges Blut und Gewebe ab. In den ersten Tagen nach der Geburt ist die Blutung rot und sehr stark.
Mit der Zeit wird der Wochenfluss immer schwächer und die Farbe ändert sich von rot über braun zu gelb und schlussendlich zu weiß. Es ist wichtig, dass der Wochenfluss diese Entwicklung durchmacht und nicht plötzlich aufhört zu fließen. Denn das ist in Kombination mit Fieber und Kopfschmerzen häufig ein Anzeichen für eine Infektion.
Nach 3 bis 6 Wochen klingt der Wochenfluss üblicherweise ab. In dieser Zeit verheilt die Gebärmutter und kehrt in ihre Ursprungsgröße zurück. Wenn Sie per Kaiserschnitt entbunden haben, kann der Wochenfluss etwas länger andauern.
Nachwehen
Nach der Geburt zieht sich die Gebärmutter in die Größe von vor der Schwangerschaft zurück. Sie nimmt ihre ursprüngliche Position hinter dem Schambein ein. Dieser Prozess wird durch Kontraktionen der Gebärmutter, den sogenannten Nachwehen begleitet. Manche Frauen merken diese Nachwehen kaum. Andere haben starke Krämpfe, die den Wehen der Geburt sehr nahekommen. Beim Stillen können die Nachwehen noch einmal stärker werden.
Schmerzen durch Geburtsverletzungen
Bei einer natürlichen Geburt entstehen häufig Verletzungen am Damm (der Bereich zwischen Anus und Vagina). Vor allem wenn dieser aufgrund eines Dammrisses oder -schnitts genäht werden muss, kann es zu Schmerzen und Schwellungen kommen.
Schürfungen im Vaginalbereich können vor allem beim Toilettengang sehr schmerzhaft sein.
Tipp: Wenn Sie während des Wasserlassens gleichzeitig warmes Leitungswasser über den Unterleib laufen lassen, verringert das die Schmerzen.
Baby Blues und Wochenbettdepression
Nach der Geburt spielen bei einigen Frauen die Hormone verrückt. Das kann dazu führen, dass sich viele Frauen mit der neuen Situation überfordert fühlen. Bei 50 - 80 % aller Frauen kommen Verzweiflung, Traurigkeit, Ängste und Schlafstörungen hinzu. Diese Gefühle sind normal und werden als Baby Blues bezeichnet.
Dauern sie jedoch länger als 2 Wochen oder kommen Panikattacken, Antriebslosigkeit und starke Angstzustände hinzu, handelt es sich um eine Wochenbettdepression. Rund 10 % aller frischgebackenen Mütter sind davon betroffen. Die Wochenbettdepression geht meist nicht von alleine weg. Sie sollte immer behandelt werden. Von Gesprächstherapien über kognitive Verhaltenstherapien bis hin zu Medikamenten wie Antidepressiva können verschiedene Behandlungsmethoden angewandt werden.
Weitere Beschwerden im Wochenbett
Jede Frau und Schwangerschaft ist anders. Das gilt auch für den Heilungsprozess und die Beschwerden im Wochenbett. Neben den bereits genannten Komplikationen kann es im Wochenbett außerdem zu folgenden Symptomen kommen:
- Blasenschwäche
- Verstopfung
- Wassereinlagerungen in den Armen und Beinen
- Schweißausbrüche und Hitzewallungen
- Haarausfall
- Hämorrhoiden
- geschwollene Brüste
- starke Müdigkeit
- Kopfschmerzen
Die meisten Beschwerden legen sich mit der Zeit von selbst. Wenn Sie jedoch unsicher sind oder stärkere Probleme haben, sollten Sie Ihren Arzt aufsuchen oder Ihre Hebamme um Rat bitten.
Was macht die Hebamme im Wochenbett?
Nach der Geburt haben Sie ein Anrecht auf eine Nachsorge-Hebamme, die Sie und Ihr Baby im Wochenbett begleitet. Die Hebamme betreut Sie, sobald Sie aus dem Krankenhaus entlassen werden, für 12 Wochen. Bei Bedarf kann die Dauer der Besuche der Hebamme bis zum Ende der Stillzeit verlängert werden.
Die Hebamme kümmert sich um Sie und Ihr Neugeborenes. Sie ist eine moralische Stütze und überprüft Ihren Gesundheitszustand. Sie erhalten von der Hebamme wertvolle Tipps zur Babypflege, zum Stillen, zum Schlaf und im Umgang mit Ihrem Baby. Sie kümmert sich um den Bauchnabel des Babys, geht Ihnen beim ersten Bad Ihres Babys zur Hand und dokumentiert die Gewichtsentwicklung. Des Weiteren nimmt Ihnen die Hebamme Ihre Ängste und baut Sie auf, wenn Sie dabei sind, zu kapitulieren.
Die Hebamme achtet außerdem auf Ihre Rückbildung. Dafür versorgt sie Ihren Dammriss, die Kaiserschnittnarbe oder sonstige Geburtsverletzungen. Sie überprüft den Stand und die Größe der Gebärmutter und zeigt Ihnen erste Übungen zur Wochenbettgymnastik, die für die Rückbildung wichtig sind.
Wie kann ich mich auf das Wochenbett vorbereiten?
Vor der Geburt haben Sie dank des Mutterschutz gewöhnlich mehr Zeit, als wenn das Baby erst einmal da ist. Daher ist es sinnvoll, alles, was Sie für das Wochenbett benötigen, im Voraus zu besorgen. Im Folgenden finden Sie eine Checkliste mit den wichtigsten Dingen, die Sie im Wochenbett benötigen.
Für den Wochenfluss | • Flockenwindeln oder Wochenbettbinden • atmungsaktive und ausreichend große Slips aus Baumwolle oder Netzhöschen • ggf. wasserundurchlässige Unterlagen für die Matratze |
Für das Stillen | • Stilleinlagen (Einweg oder waschbar) • Brustwarzensalbe • kühlende Gel-Pads für beanspruchte Brustwarzen • Stilltee • Still-BH und Still-Top • Stillkissen |
Für die Flaschenfütterung | • PRE-Milch (künstliche Säuglingsnahrung) • Fläschchen mit Saugern für Neugeborene • Flaschenwärmer • Wasserkocher zur Zubereitung der Babynahrung |
Geburtsverletzungen & körpereigene Rückbildung | • Calendula-Essenz zum Spülen von Geburtsverletzungen • Wund- und Narbensalbe • mildes, naturbelassenes Öl zur Damm- und Narbenpflege |
Neben den oben genannten Pflegeprodukten brauchen Sie im Wochenbett warme, nahrhafte Mahlzeiten, um wieder zu Kräften zu kommen. Viele Schwangere kochen daher für das Wochenbett vor und frieren die Gerichte ein. Alternativ können Sie auch Familie und Freunde bitten, Ihnen selbstgekochtes Essen im Wochenbett vorbeizubringen.
FAQs: Die häufigsten Fragen zum Thema Wochenbett
Sie haben noch weitere Fragen zum Thema Wochenbett nach der Geburt? Hier finden Sie die wichtigsten Antworten.
Warum ist Ruhe im Wochenbett so wichtig?
Eine Geburt ist ein Kraftakt für den kompletten Organismus der Mutter. Die Ruhe im Wochenbett wirkt unterstützend auf die Rückbildung der Gebärmutter und lässt Geburtsverletzungen wie die Kaiserschnittnarbe schneller abheilen. Wenn Sie sich im Wochenbett schonen und verwöhnen lassen, beugt das dem Baby Blues vor. Zudem können Sie die Zeit im Wochenbett nutzen, um eine gute Mutter-Kind-Bindung aufzubauen und die Bedürfnisse Ihres Neugeborenen kennenzulernen.
Was darf man im Wochenbett machen?
Das Wochenbett bedeutet nicht, dass Sie 8 Wochen Ihr Bett nicht verlassen dürfen. Vor allem im Spätwochenbett können Sie kleine Spaziergänge an der frischen Luft ohne weiteres machen. Frische Luft und Sonne helfen Ihnen auch, den Baby Blues zu meistern. Wenn Sie sich dafür bereit fühlen, können Sie auch ersten Besuch empfangen. Achten Sie jedoch gut auf sich und Ihr Baby. Planen Sie besser kurze Besuchszeiten und laden Sie nur Menschen ein, die Ihnen ein gutes Gefühl vermitteln.
Letztendlich können Sie alles machen, worauf Sie Lust haben, was Ihnen guttut und körperlich nicht zu anstrengend ist. Achten Sie auf sich, indem Sie mindestens 2 Liter trinken, mehrere warme, nahrhafte Mahlzeiten essen und viel schlafen oder mit Ihrem Nachwuchs kuscheln. Genießen Sie die ruhige Zeit im Wochenbett, denn der stressige Alltag kommt meist früher, als Ihnen lieb ist.
Was sollte man im Wochenbett nicht tun?
Vor allem im Frühwochenbett sollten Sie sich viel Ruhe gönnen und sich nicht überanstrengen. Vermeiden Sie es, Gegenstände zu heben, die schwerer als Ihr Baby sind. Mit Sport sollten Sie erst beginnen, wenn Sie einen Rückbildungskurs absolviert haben. Als Ausnahme gilt moderate Bewegung wie Spazierengehen oder Beckenbodengymnastik. Um den Beckenboden in der ersten Zeit nach der Geburt zu entlasten, sollten Sie wie in der Schwangerschaft darauf achten, über die Seite aufzustehen und dadurch die geraden Bauchmuskeln zu entlasten. Dadurch heilen Kaiserschnittnarben leichter und Sie vermeiden eine Rektusdiastase (senkrechter Spalt in den geraden Bauchmuskeln).
Solange der Wochenfluss fließt und die Geburtsverletzungen nicht verheilt sind, sollten Sie weder baden noch Tampons benutzen.
Nehmen Sie das Wochenbett ernst. Wenn Sie sich überanstrengen, kann es zu einer Gebärmutterabsenkung, Harn- und Stuhlinkontinenz und zu einem Narbenbruch nach einem Kaiserschnitt kommen.
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