Ist die Schule geschafft, beginnt mit der Berufsausbildung oder dem Studium ein ganz neuer Lebensabschnitt. Für viele junge Menschen heißt es dann: Umzug in eine neue Stadt, die erste eigene Wohnung oder WG, neue Freundschaften schließen und auf eigenen Beinen stehen. Viele Eltern sorgen schon frühzeitig für Studium oder Ausbildung vor und bilden Rücklagen – selbst wenn der Nachwuchs noch in den Kinderschuhen steckt. Falls die Eltern kein finanzielles Polster aufbauen konnten, gibt es zahlreiche staatliche oder private Fördermöglichkeiten für das Studium oder die Berufsausbildung.
Das Wichtigste im Überblick:
- Zwischen 800 € und 1000 € benötigen Studierende, je nach Stadt, monatlich zum Leben.
- Viele Studierende werden bei der Studienfinanzierung von ihren Eltern unterstützt. Daneben helfen Nebenjobs, Studienkredite oder Stipendien, das Studium zu finanzieren.
- Beim klassischen BAföG handelt es sich um ein zinsfreies Darlehen, das nur zur Hälfte zurückgezahlt werden muss. Ca. 11 % der Studierenden nehmen die staatliche Leistung in Anspruch.
Studienfinanzierung: Wie viel kostet ein Studium in Deutschland?
Auch wenn die Studiengebühren in den letzten Jahren in allen Bundesländern abgeschafft wurden: Studieren bleibt teuer. Ein 5-jähriges Studium (Bachelor und Master) kostet in Deutschland durchschnittlich 50.000 €, wobei der Betrag je nach Stadt variiert.
Einen Teil der Studienkosten machen die Semesterbeiträge aus. Sie betrugen im WS 2023/24 je nach Hochschule 67,00 € (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg) bis 395,89 € (Leibnitz Universität Hannover).
Was kostet ein Studium an einer privaten Uni?
Wer an einer privaten Hochschule studieren möchte, muss mit noch höheren Ausgaben pro Monat und Semester rechnen. Hier liegen die Studiengebühren bei durchschnittlich 3.000 € pro Semester. Während ein Bachelorstudium an einer privaten Einrichtung bei 520 € monatlich liegt, ist es im Masterstudium mit 720 € etwas mehr. Dazu kommen noch die Lebenshaltungskosten.
Lebenshaltungskosten im Studium
Neben den Semestergebühren schlagen besonders die Lebenshaltungskosten zu Buche. Kosten für Miete, Verpflegung, Lernmaterialien, Kleidung und die Teilnahme am kulturellen Leben fallen jeden Monat aufs Neue an. Dafür geben Studierende im Durchschnitt 842 € im Monat aus.
In der bayerischen Landeshauptstadt München müssen Studierende mittlerweile mit Lebenshaltungskosten über 1.000 € rechnen – pro Monat. Am teuersten ist dabei die Unterbringung. Mit durchschnittlich 720 € monatlich ist ein WG-Zimmer echter Luxus. Dazu kommen der Semesterbeitrag von ca. 85 € und Kosten für das Semesterticket, um den öffentlichen Nahverkehr zu nutzen.
Deutlich günstiger lebt und lernt es sich etwa in Chemnitz. Mit durchschnittlich 253 € kostet das eigene Reich in der Wohngemeinschaft im Vergleich deutlich weniger.
Bei der Berechnung des monatlichen Finanzbedarfs sind folgende Posten relevant:
- Miete, einschließlich Nebenkosten
- Kosten für Handy, Internet und Festnetztelefon
- Verpflegungskosten für Essen, Getränke und Mensa
- Monatsticket bzw. Semesterticket
- Fahrtkosten für Heimfahrten
- Semesterbeitrag (anteilig)
- Kosten für medizinische Versorgung (z. B. Versicherung, Medikamente, Zahnbehandlungen usw.)
- Dinge des persönlichen Bedarfs (Kleidung, Ausgehen, Hobbys usw.)
Wie kann ich meine Ausbildung oder mein Studium finanzieren?
Machen Sie sich zunächst Gedanken über die Finanzierung, wenn Sie ein Studium oder eine Ausbildung anstreben. Ist die Finanzierung nicht durch die Eltern oder eigenes Einkommen gesichert, gibt es zahlreiche Möglichkeiten der Förderung. Aber Achtung: Diese müssen Sie bei den entsprechenden Stellen rechtzeitig beantragen.
Studium finanzieren: Mit der Hilfe der Eltern
Erste Anlaufstelle bei der Finanzierung von Studium oder Ausbildung sind zumeist die Eltern. Sie sind gesetzlich verpflichtet, ihrem Kind eine Ausbildung zu finanzieren, und zwar bis zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss. In der Regel bleiben sie also über die gesamte Dauer eines Studiums oder einer Ausbildung unterhaltspflichtig. Studien zufolge finanzieren 86 % der Eltern das Studium ihres Nachwuchses. Da das Kindergeld dafür nicht ausreicht, beginnen einige Eltern frühzeitig für die anstehenden Kosten vorzusorgen, z. B. mit Geldanlagen in Investmentfonds.
Wie viel Unterhalt müssen Eltern während des Studiums zahlen?
Wie viel Unterhalt Eltern ihrem studierenden Kind zahlen müssen, ist vom Einkommen, von der finanziellen Situation der Kinder und den Kosten des Studiums abhängig. Die Düsseldorfer Tabelle dient als Richtlinie zum Unterhaltsbedarf. Sie wird jährlich aktualisiert. Danach können Studierende, die nicht im Haushalt ihrer Eltern wohnen, i. d. R. monatlich 930 € Unterhalt verlangen. Zusätzlich müssen Eltern für die Kranken- und Pflegeversicherung sowie Studiengebühren aufkommen. Erhält das Kind BAföG oder hat eigenes Vermögen, reduziert sich der Anspruch der Kinder entsprechend. Zudem gilt ein Selbstbehalt von 1.370 € für erwerbstätige Unterhaltspflichtige. Liegt das eigene Einkommen unter dieser Grenze, müssen Eltern vorerst keinen Unterhalt zahlen, sondern erst, wenn sie es können.
BAföG & Co.: Fördermittel zur Studienfinanzierung
Nicht immer reichen die finanziellen Mittel der Eltern aus, um das Studium zu finanzieren. Zum Glück gibt es verschiedene Möglichkeiten, an Geld für die Finanzierung des Lebensunterhalts zu kommen. Am bekanntesten ist die Förderung nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz, kurz BAföG. Rund 11 % der Studierenden nahmen 2022 die staatliche Förderung von bis zu 934 € monatlich in Anspruch. Die Hälfte der Fördersumme zahlen Sie als zinsloses Darlehen zurück, die andere Hälfte wird als Förderung vom Staat übernommen.
Wer erhält die staatliche Studienförderung BAföG?
Es müssen einige Voraussetzung erfüllt sein, damit Sie BAföG erhalten: Zum einen muss das angestrebte Studium förderungsfähig sein und Sie dürften bei Beginn des Bachelors nicht älter als 45 Jahre sein. Daneben sind vor allem das Einkommen der Eltern sowie das eigene Einkommen und Vermögen ausschlaggeben dafür, ob der BAföG-Antrag genehmigt wird.
Studienkredit: Alternative zu BAföG
Wer nicht BAföG-berechtigt ist, kann Studienkredite oder Bildungsfonds nutzen, um das kostspielige Studentenleben zu finanzieren. Bei einem Studienkredit erhält der Studierende entweder einmalig oder in monatlichen Raten eine Summe zur Studienfinanzierung ausbezahlt. Im Gegensatz zum BAföG muss die volle Summe inklusive Zinsen zurückbezahlt werden. Beim staatlich geförderten Studienkredit der KfW fallen zum Beispiel 4 % Zinsen an.
Bildungsfonds: Einkommensabhängiges Rückzahlungsmodell
Ein Bildungsfonds funktioniert ähnlich wie ein Studienkredit, wird aber von privaten Geldgebern finanziert. Die Rückzahlung beginnt nach dem Berufseinstieg und ist einkommensabhängig. Die Geförderten zahlen einen prozentualen Anteil ihres Bruttogehalts zurück. Das bedeutet: Wer nach dem Studium gut verdient, zahlt mehr zurück als jemand, der weniger verdient.
Stipendium: Förderung ohne Rückzahlung
Hochschulen, Begabtenförderungswerke oder Stiftungen vergeben Stipendien und zahlen Stipendiaten damit monatlich oder einmalig einen Geldbetrag. Oft werden Studierende mit besonders guten Leistungen gefördert. Aber auch politisches, gesellschaftliches oder kirchliches Engagement erhöhen die Chancen auf ein Stipendium. Stipendien müssen im Gegensatz zum Studienkredit nicht zurückgezahlt werden.
Wie kann ich Geld verdienen während des Studiums?
Viele Studierende jobben neben dem Studium oder in den Semesterferien, um die Haushaltskasse aufzubessern. Vom Kellner bis hin zur Bestattungshelferin – die Vielfalt an studentischen Nebenjobs ist riesig.
Die Verdienstmöglichkeiten sind teilweise sehr gut. Zusätzlich profitieren die Studierenden dabei auch von ersten Erfahrungen in der Arbeitswelt und knüpfen wertvolle Kontakte für das spätere Berufsleben.
Behalten Sie den Freibetrag (523 €) im Blick, wenn Sie BAföG erhalten. Gleiches gilt für die Familienversicherung (maximal 505 €, außer bei kurzfristigen Minijobs). Um noch weiterhin studentisch versichert zu sein, dürfen Studierende bis zu 20 Stunden in der Woche regulär während des Semesters arbeiten, in den Semesterferien mehr.
Duales Studium vereint Theorie und Berufspraxis
Bei einem dualen Studium arbeiten Sie neben dem Studium schon in einem Unternehmen und profitieren von einem geregelten Einkommen. Die meisten Unternehmen zahlen ihren dualen Studierenden zwischen 900 und 1.200 € brutto im Monat. Oft übernimmt der Betrieb auch die Studiengebühren – und der Fuß in die Tür zur Arbeitswelt ist gestellt. Dafür ist die Arbeitsbelastung für duale Studierende häufig höher.
Ausbildung finanzieren: Diese Möglichkeiten gibt es
Wer sich für eine klassische Berufsausbildung entscheidet, kann zur Finanzierung z. B. Schüler-BAföG, Wohngeld oder Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) beantragen.
Schüler-BAföG
BAföG ist nicht ausschließlich für Studierende bestimmt – es gibt auch ein sog. Schüler-BAföG. Die Ausgestaltung der staatlichen Förderung ist u. a. von der gewählten Schulform abhängig. Schüler einer Fachschule oder Akademie werden z. B. fast wie Studierende behandelt, während es für andere Schularten Sonderregelungen gibt.
Berufsausbildungsbeihilfe (BAB)
Die Berufsausbildungsbeihilfe von der Bundesagentur für Arbeit soll speziell Auszubildende unterstützen, die nicht bei den Eltern wohnen, weil der Ausbildungsplatz zu weit vom Elternhaus entfernt liegt. Die Förderung setzt sich aus einem Grundbedarf, einem Mietzuschuss und einer Übernahme möglicher Fahrtkosten zusammen. Die genaue Höhe der Beihilfe ist u. a. vom eigenen Einkommen, dem Einkommen der Eltern sowie möglicher Ehe- oder Lebenspartner abhängig. Das Geld muss nach Abschluss der Ausbildung nicht zurückbezahlt werden.
Wohngeld
In den eigenen vier Wänden zu wohnen, kann schnell kostspielig werden. Daher haben Menschen mit geringem Einkommen Anspruch auf einen staatlichen Mietzuschuss, das Wohngeld. Die Höhe ist von Haushaltgröße, Gesamteinkommen und Mietkosten abhängig. Auszubildene haben nur Anspruch auf Wohngeld, falls die Anträge auf Schüler-BAföG und BAB abgelehnt wurden.
Ausbildung und Studium als lohnende Investition
Ein Studium oder eine Ausbildung sind immer eine Investition in die Zukunft. Wer über einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf oder ein abgeschlossenes Studium verfügt, verbessert seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt.
Während Auszubildende bereits von Beginn an mit einem – wenn auch vergleichsweise geringen – Einkommen rechnen können, müssen Studierende oftmals in Vorleistung gehen, um ihr Studium zu finanzieren. Nach wie vor gilt vielfach die Annahme, dass ein Studium oft die finanziell lohnendere Alternative zur Ausbildung ist: Hochschulabsolventen verdienen im Schnitt fast doppelt so viel wie Berufstätige mit einer anerkannten Ausbildung. Doch auch hier gibt es noch Luft nach oben – etwa, wenn sich noch eine qualifizierende Ausbildung anschließt, z. B. der Meister. Zudem spitzt sich der Fachkräftemangel auch in Ausbildungsberufen zu, sodass auch nach einer Ausbildung höhere Gehälter locken.
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