Der Begriff Rheuma beschreibt eigentlich mehrere Hundert Krankheiten. Die verschiedenen Ausprägungen wirken sich ganz unterschiedlich auf den Körper und die Zahngesundheit aus. Erfahren Sie hier, dass
- tote Zähne rheumatische Beschwerden auslösen.
- sich Rheumabeschwerden bei einer erfolgreichen Parodontitisbehandlung reduzieren.
- die erhöhte Menge an entzündungsfördernden Abläufen bei Rheumapatienten Entzündungen in Gelenken und im Mundraum auslöst.
Was ist Rheuma?
Rheuma ist der Überbegriff für alle Erkrankungen, die an den Bewegungsorganen entstehen. Es gibt 4 verschiedene Arten von Rheuma:
- Entzündliche rheumatische Erkrankungen (z. B. Arthritis)
- Degenerative Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen (z. B. Arthrose)
- Weichteilrheumatismus (z. B. Fibromyalgie)
- Stoffwechselerkrankungen mit rheumatischen Beschwerden (z. B. Osteoporose)
Wenn umgangssprachlich von Rheuma die Rede ist, ist oft die rheumatische Arthritis gemeint. Sie ist die am häufigsten auftretende entzündliche Erkrankung. Dabei handelt es sich um eine chronische Gelenkentzündung, die mit der Zeit die Gelenke zerstört. Unbehandelt werden die Gelenkstrukturen immer weiter abgebaut, was die Beweglichkeit zunehmend einschränkt. Außerdem leiden Patienten unter starken Gelenkschmerzen. Typische Symptome des Rheumas sind:
- Appetitlosigkeit
- Müdigkeit
- Leichtes Fieber
- Steife Gelenke nach dem Aufstehen
- Gelenk-, Sehnen oder Muskelschmerzen
- Geschwollene oder gerötete Gelenke
Ursachen für die Entstehung von Rheuma
Die Ursache für rheumatische Arthritis ist eine Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem bekämpft dabei das körpereigene Gewebe. Daraus entsteht eine Entzündung, wodurch die fehlgesteuerten Immunzellen in die Gelenke gelangen. Dort produzieren sie entzündungsfördernde Stoffe und lösen Gelenkentzündungen aus.
Ob jemand an Rheuma erkrankt, ist meist erblich bedingt. Das Zusammenspiel mit schädlichen Umwelteinflüssen wie Rauchen erhöht das Rheumarisiko. Aber auch die Zahngesundheit kann dazu beitragen, dass sich die Erkrankung weiterentwickelt.
Wechselwirkungen von Zahngesundheit und Rheuma
Die Gesundheit eines Menschen ist immer ganzheitlich zu betrachten. Beispielsweise können sich durch schlechte Zähne Krankheiten wie Diabetes entwickeln. Auch Rheuma hängt mit der Zahngesundheit zusammen.
Tote Zähne und Rheuma
Wenn Sie an Rheuma erkrankt sind, sollte Ihr Arzt überprüfen, ob ein toter Zahn die Ursache dafür sein kann. Tote Zähne entstehen meist als Folge von Karies. Bei einer Karieserkrankung bilden sich durch Säuren der Mundbakterien Löcher in den Zähnen. Werden diese Löcher nicht geschlossen, gelangen Viren und Bakterien in das Zahninnere. So infiziert sich der Zahn und entzündet sich dauerhaft im Inneren. Ohne Behandlung stirbt der Zahnnerv daraufhin ab. Der Zahn wird dann als „tot“ bezeichnet.
Tote Zähne schmerzen nicht, weshalb Sie oder Ihr Arzt sie nur schwer erkennen. Doch sie können Ihre Allgemeingesundheit dauerhaft belasten: Durch die toten Zähne dringen ununterbrochen Bakterien in den Körper ein. Dadurch wird das Immunsystem auf Dauer überfordert und geschwächt. Mögliche Symptome von toten Zähnen sind:
- Allergien
- Kopfschmerzen
- Hauterkrankungen
Allerdings gehören auch rheumatische Beschwerden zu den typischen Folgen. Im schlimmsten Fall führt die chronische Entzündung des Zahns dazu, dass Sie an Rheuma erkranken.
Parodontitis und Rheuma
Parodontitis und Rheuma ähneln sich im Krankheitsverlauf sehr. Bei beiden Erkrankungen kommt es zum Verlust von bindegewebigen und mineralisierenden Strukturen: Bei einer Rheumaerkrankung werden die Gelenke der Hände, Füße, Schultern oder Knie zerstört. Parodontitis greift den Zahnhalteapparat an, d. h. den Kieferknochen und das Bindegewebe.
Zu Beginn der Erkrankungen lagern sich entzündliche Zellen ab. Eine Parodontitis beginnt deshalb zunächst mit einer Zahnfleischentzündung. Diese entsteht durch Bakterien auf Zähnen und Zahnfleisch. Entfernen Sie diese nicht gründlich, entzündet sich der Zahnhalteapparat dauerhaft. Der Kieferknochen wird abgebaut, was letztendlich bis zum Zahnverlust führt.
Parodontitis beeinflusst nicht nur den Kieferknochen, sondern auch das Rheuma. So leiden Rheumapatienten 8-mal häufiger unter Parodontitis als gesunde Menschen. Der Grund: Bakterien, die eine Entzündung im Zahnfleisch verursachen, gelangen durch die Wunde vom Mundraum ins Blut. Im Blut werden diese Erreger dann in den gesamten Körper transportiert. Unter anderem gelangen sie auch in die Gelenkflüssigkeit. Dort sind sie dafür verantwortlich, dass sich die Gelenke entzünden und Schmerzen verursachen. Bei Patienten, die bereits unter Rheuma leiden, wird die vorhandene Entzündung dadurch noch weiter verstärkt.
Positiver Verlauf des Rheumas
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass die erfolgreiche Therapie einer Parodontitis die Rheumaerkrankung positiv beeinflussen kann: Wird die Parodontitis konsequent behandelt, sinken die Entzündungswerte im Blut. Dadurch lässt die Krankheitsaktivität der Patienten nach. Die mit dem Rheuma einhergehenden Gelenkschwellungen und -schmerzen nehmen ab. Es kann also die Rheumatherapie unterstützen, wenn Sie Ihr Zahnfleisch reinigen die Infektionen im Mundraum behandeln lassen.
Wie sich Rheuma auf die Mundgesundheit auswirkt
Parodontitispatienten sind nicht nur anfälliger für Rheuma. Auch andersherum besteht ein Zusammenhang: Rheumapatienten leiden häufiger unter Parodontitis. Die Gründe dafür sind vielfältig:
Zum einen behindern die Gelenkschmerzen in Händen und Kiefer die gründliche Mundhygiene. Die Betroffenen können ihre Finger nur eingeschränkt bewegen. Dadurch gelangen sie schlecht an schwer erreichbare Stellen im Mund. Zum anderen haben Rheumapatienten öfter Kieferbeschwerden als gesunde Menschen. Denn durch eine rheumatische Arthritis verändert sich das Kiefergelenk. Im Lauf der Zeit zerstören die Beschwerden, die durch Entzündungen ausgelöst werden, das Kiefergelenkköpfchen. Die Kiefergelenke der Betroffenen sind dann druckempfindlich und schmerzen bei jeder Bewegung. Sollten Sie also beim Essen oder Gähnen Schmerzen im Kiefer haben, kann das ein Hinweis auf Rheuma sein.
Die Behandlung des Rheumas erfolgt mit einer antirheumatischen Therapie. Dabei nehmen Patienten sogenannte Immunsuppressiva ein. Diese Medikamente unterdrücken das Immunsystem. Dadurch reduzieren sich die Angriffe des Körpers auf sich selbst. Manchmal sind Wucherungen des Zahnfleischs eine Nebenwirkung. Sie sind zwar schmerzlos, schränken aber die Zahnpflege ein.
Neben rheumatischer Arthritis gibt es weitere Ausprägungen des Rheumas, die der Zahngesundheit schaden. Das Sjörgen-Syndrom führt dazu, dass bei Rheumapatienten im Lauf des Lebens die Speichelproduktion abnimmt. Die Ursachen: dauerhafte Einnahme von Medikamenten oder falsche Ernährung. Daraus kommt es zu Mundtrockenheit und einer erhöhten Anzahl von Bakterien auf Zahnbelägen.
Bei einer anderen Ausprägung des Rheumas, der progressiven systemischen Sklerose, wird die Zahnschleimhaut nur wenig durchblutet. Daher ist das Zahnfleisch besonders anfällig für Entzündungen. Auch dabei tritt oft Mundtrockenheit auf. All diese Beschwerden können zu Karies und Parodontitis führen.
Bakterien als Auslöser für vermehrte Entzündungen
Forschungen haben ergeben, dass die Mund- und Darmflora bei Rheumapatienten anders zusammengesetzt ist. Bei ihnen finden sich vermehrt Bakterien, die Entzündungsreaktionen auslösen. Dadurch werden bestimmte Immunzellen aktiviert, die ein Ungleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und -hemmenden Abläufen schaffen. Die entzündungsfördernden Prozesse überwiegen in diesem Fall und lösen unter anderem Entzündungen im Mundraum aus.
Diagnose durch Zahngesundheit
Rheuma ist für Ihren Arzt häufig schwer diagnostizierbar. Doch anhand bestimmter Anzeichen im Mundraum kann die Erkrankung frühzeitig erkannt werden. Ein Anzeichen für Rheuma: Zahnbeschwerden, die nur schwer zu lokalisieren sind und zu verschiedenen Zeitpunkten an unterschiedlichen Stellen im Mund auftreten. Ist eine Therapie von geschwollenem Zahnfleisch erfolglos und lassen sich Ihre Schmerzen nicht durch Antibiotika senken, besteht der Verdacht auf eine Rheumaerkrankung.
Hinweise für optimale Zahnpflege bei Rheuma
Wenn Sie mit Ihrer Rheumaerkrankung richtig umgehen, wirkt sich das positiv auf Ihre Zahngesundheit aus. Sie sind dann auf dem besten Weg zu gesunden Zähnen und verbessern Ihr allgemeines Wohlbefinden. Dazu sollten Sie ein paar Tipps beachten:
- Bewegen Sie sich möglichst viel. Denn Bewegung regt Ihren Blutkreislauf an und stärkt Ihre Muskeln. Dadurch fördern Sie die Gesundheit Ihrer Knochen und Gelenke und beugen langfristigen Schäden vor. Wenn Sie Ihre Finger wieder besser bewegen können, sorgen Sie auch leichter für Ihre Mundhygiene.
- Lassen Sie Ihr Kiefergelenk regelmäßig untersuchen. Dann fallen Schäden am Kiefergelenk rechtzeitig auf, und Ihr Arzt kann sie sofort behandeln. Das beugt Erkrankungen der Zähne vor.
- Lassen Sie Zahnkrankheiten fachgerecht behandeln. Sollten Sie Zahnbeschwerden haben, lassen Sie sie gleich untersuchen: Eine erfolgreiche Infektionsbehandlung verringert die Entzündungsstoffe in Ihrem Blut. Dadurch lindert sie gleichzeitig Ihre Rheumaschmerzen und reduziert Schwellungen an Gelenken.
- Pflegen Sie Ihre Zähne so gut wie möglich. Nehmen Sie die tägliche Zahnpflege ernst und gehen Sie regelmäßig zur professionellen Zahnreinigung. Eine Munddusche hilft Ihnen zusätzlich, an schwer erreichbare Stellen zu gelangen.
Fazit:
Entzündungsprozesse in Ihrem Körper können sowohl an den Gelenken als auch im Mundraum auftreten. Sie verursachen Schmerzen und beeinflussen sich ohne fachgerechte Behandlung gegenseitig.
Wichtig ist deshalb, die ersten Symptome einer Rheumaerkrankung von Ihrem Arzt untersuchen zu lassen. Dabei sollte er auch Ihre Zahngesundheit berücksichtigen. Eine durchgehende Therapie dämmt Entzündungen ein und reduziert Ihre Beschwerden. Dadurch verbessert sich Ihr allgemeines Wohlbefinden ganz erheblich.
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