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Wie entsteht Flüsterasphalt und warum?

Bitte leise!

Straßenverkehr bedeutet Lärm. Doch es geht auch anders: Begeben Sie sich auf die Spur eines leisen Phänomens.

Ein Reh geht bei Nebel allein über die menschenleere Straße.

Autorin: Thorina Lepak

Flüsterasphalt (fachlich: offenporiger Asphalt, OPA) soll Fahrgeräusche vor allem auf Autobahnen mindern. Hierzu ist eine besondere Herstellungsweise erforderlich, die noch einen weiteren praktischen Effekt hat: Durch seine grobporige Substanz nimmt der Asphalt auch Regenwasser schneller auf als andere Straßenbeläge. Seine dritte Bezeichnung lautet daher Drain-Asphalt, vom englischen “to drain” – entwässern, trockenlegen. Dies war ursprünglich auch die Hauptfunktion des offenporigen Asphalts: In den 1940ern ist er erstmalig für Flugplätze hergestellt worden, um das Wasser schneller abzuleiten und so den Griff und die Sicherheit der Flugzeuge beim Starten und Landen zu verbessern.

Die Reifengeräusche auf Fahrbahnen, auf denen viele LKWs verkehren oder hohe Geschwindigkeiten gefahren werden, können mitunter die Lautstärke einer Diskothek erreichen. Sie sind damit oftmals lauter als Motorengeräusche. Das ist insbesondere für die Bürger problematisch, die beispielsweise direkt an einer Autobahn wohnen. Zwei Drittel solcher Anwohner fühlen sich laut Umfrage des Umweltbundesamtes durch den Fahrlärm gestört. Flüsterasphalt schafft es, die empfundene Lautstärke von Fahrgeräuschen auf die Hälfte zu minimieren. In Deutschland sind dennoch nur 400 Kilometer Flüsterasphalt verbaut – bei einer Gesamtstrecke von 13.000 Kilometern. Damit liegt Deutschland in Europa auf Platz vier hinter den Niederlanden, Frankreich und Italien. Autobahnen, auf denen Flüsterasphalt verlegt wurde, sind beispielsweise die A 59 bei Duisburg, die A 3 bei Oberhausen, die A 8 bei Stuttgart sowie die A 9 bei Nürnberg.

Flüsterasphalt Landstraße

So entsteht das Flüstern

Herkömmlicher Asphalt besteht aus einer ausgewogenen Mischung aus Schotter und Bitumen, eine aus Erdöl gewonnene, teerartige Masse. Beim Auftragen unter Hitze über eine Walze umschließt der Bitumen den Schotter und verbindet so beide Elemente. Um Flüsterasphalt herzustellen, verwendet man größere Schotterkörner und weniger Bitumen, wodurch Hohlräume im Asphalt entstehen. Das Bitumen ist darüber hinaus polymermodifiziert, was bedeutet, dass ausgewählte Bitumensorten miteinander vermischt werden. Dadurch werden unter anderem eine höhere Elastizität und Plastizität erreicht. Weil sich die Luft zwischen Reifen und Fahrbahn nicht verdichtet, sondern über die Poren abgeleitet wird, verringert sich als Folge auch der Lärm.

Je nach zu erwartender Belastung, also Geschwindigkeit und Gewicht der Fahrzeuge, kann der Flüsterasphalt in einer oder zwei Schichten aufgetragen werden. Für die Lärmminderung ist dabei vor allem die Gesamtdicke des Asphalts entscheidend. Er kann auf jede Geräuschbelastung individuell angepasst werden. Je niedriger die Geschwindigkeit ist, mit der sich Fahrzeuge auf der Fahrbahn bewegen, und je mehr LKWs unterwegs sind, desto dicker muss die Fahrbahn sein. Bei einschichtigem Asphalt beträgt die Dicke in der Regel vier Zentimeter. Zweischichtiger Asphalt misst sieben Zentimeter Dicke und besteht aus einer fünf Zentimeter dicken, grobkörnigen unteren Schicht sowie einer feinkörnigen oberen Trägerschicht mit zwei Zentimetern Dicke.

Flüsterasphalt Gebirgsstraße

Manko Kurzlebigkeit

Trotz seiner positiven Eigenschaften ist das Verbauen von Flüsterasphalt nicht in jedem Fall sinnvoll. Das ergibt sich allein schon aus der teuren und aufwendigen Herstellung, deren Kosten die von gewöhnlichem Asphalt um das Dreifache übersteigen. Hinzu kommt, dass Flüsterasphalt alle acht bis zehn Jahre erneuert werden muss, da die Poren mit der Zeit verstopfen und er auch bei zusätzlichen Belastungen wie z.B. Unfällen schneller nachgibt. Darüber hinaus sind Instandhaltung und Pflege insbesondere im Winter aufwendiger. Das betrifft vor allem das Streuen bei Glatteis: Während Streusplitt die Hohlräume auffüllt und damit die lärmmindernde Wirkung des Asphalts beeinträchtigt, verschwindet Streusalz aufgrund der großen Poren von der Oberfläche und verliert seine Wirkung.

Eine robustere Alternative zum offenporigen Asphalt ist lärmmodifizierter Splittmastixasphalt. In seiner herkömmlichen Variante ist er bereits auf deutschen Autobahnen verbreitet. Ähnlich wie der OPA weist er in modifizierter Form größere Hohlräume auf und ist in der Herstellung günstiger, dämmt allerdings weniger. Auch ist das Verhalten bezüglich der Entwässerung unklar. Derzeit befindet er sich daher noch in der Testphase.

Flüsterasphalt ist auf solchen Straßen am effektivsten, auf denen schnell gefahren wird. Ein „Stop-and-Go“ trägt genauso zum Verschleiß bei, wie Strecken mit vielen Kurven, in denen z.B. häufig Schwertransporter abbiegen und dadurch den Belag stark belasten. Generell sollte auch keine vermehrte Verschmutzungsgefahr durch Pflanzen, Laub o.ä. bestehen, weil sonst nach und nach die Poren verstopfen und der Asphalt nach kurzer Zeit saniert werden müsste. Aus diesen Gründen kommt Flüsterasphalt vor allem auf Autobahnen zum Einsatz.

Weniger Regenwasser für mehr Sicherheit

Aufgrund der Tatsache, dass Flüsterasphalt Regenwasser gut aufnimmt, muss er eine wasserdichte Grundschicht haben. Durch die Hohlräume im Asphalt wird das Wasser zum Fahrbahnrand abgeleitet und dort kanalisiert, um einen Rückstau in den Fahrbahnschichten zu verhindern. Diese Eigenschaft des offenporigen Asphalts trägt vor allem zur Sicherheit im Straßenverkehr bei: LKW-Gischtfahnen, die die Sicht beeinträchtigen können, werden verhindert und Aquaplaning wird vorgebeugt. So ist sichergestellt, dass Fahrzeugreifen jederzeit den Kontakt zur Fahrbahn behalten.

Über Thorina Lepak

Thorina Lepak hat Germanistik und Anglistik in Deutschland sowie in den USA studiert. Sie schreibt über Themen wie Versicherungen, Digitalisierung und Personalmanagement. Für ERGO beschäftigt sie sich hauptsächlich mit Kfz- und Mobilitätsthemen.

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