Besonders riskant: Unfälle auf der Autobahn
Deutsche Autobahnen sind vergleichsweise sicher: Statistisch gesehen geschehen die meisten Verkehrsunfälle abseits davon. Im Jahr 2015 passierten nur etwa 6,4 % aller Verkehrsunfälle in Deutschland auf Autobahnen.
Das ist zum einen auf den homogenen Verkehr zurückzuführen: Weder Mofas, Fahrräder, Landwirtschaftsfahrzeuge noch Fußgänger sind auf der Autobahn erlaubt. Deshalb können bestimmte Gefährdungsgruppen erst gar nicht in einen Unfall verwickelt werden. Zum anderen verhindert der abgegrenzte Gegenverkehr, dass Unfälle durch frontale Kollisionen entstehen.
Unfälle auf der Autobahn kommen zwar vergleichsweise selten vor. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten sind sie aber oft mit verheerenden Konsequenzen für die Beteiligten verbunden. Vor allem dann, wenn der Sicherheitsabstand zum Vordermann nicht eingehalten wird. Besonders die Enden eines Staus bergen dabei ein hohes Risiko. Autobahnunfälle entstehen hier besonders häufig, weil Autofahrer unaufmerksam sind und zu dicht auffahren.
Verhaltensregeln für Unfallbeteiligte auf der Autobahn
Wenn Sie in einen Verkehrsunfall auf der Autobahn verwickelt sind, heißt es Ruhe bewahren. Denn Hektik kann zu Fehlern führen, die im schlimmsten Fall tödliche Folgen für Sie und andere Beteiligte haben können. Halten Sie sich deshalb nach einem Unfall auf der Autobahn an einen festen Ablauf, um die Gefahr zu minimieren. Das kann Leben retten.
Vorgehen nach einem Autobahnunfall auf einen Blick
- Warnblinker anstellen und Warnweste anziehen
- Aus der Gefahrenzone retten
- Die Unfallstelle sichern
- Bei Personenschäden: Notruf wählen und Erste Hilfe leisten
- Daten mit den Unfallbeteiligten austauschen
- Den Unfallhergang dokumentieren
Warnblinker anstellen und Warnweste anziehen
Kommt Ihr Auto pannen- oder unfallbedingt auf der Autobahn zum Stehen, machen Sie unbedingt den nachfolgenden Verkehr darauf aufmerksam. Denn jedes liegen gebliebene Fahrzeug ist eine Gefahr für den Folgeverkehr.
Schalten Sie deshalb nach dem Unfall sofort die Warnblinkanlage ein. Wenn es Ihnen noch möglich ist, fahren Sie Ihr Auto auf den rechten Standstreifen. So können Sie sich in Sicherheit bringen und behindern den fließenden Verkehr nicht.
Sie und Ihre Mitfahrer sollten beim Verlassen des Fahrzeugs Warnwesten tragen. Für den Fahrer sind diese seit 2014 Pflicht. Stellen Sie sicher, dass Ihre Warnwesten im Innenraum des Autos liegen und nicht im Kofferraum. Dann müssen Sie das Fahrzeug nicht ohne Warnweste verlassen.
Aus der Gefahrenzone retten
Nicht immer ist es möglich, das Auto rechtzeitig auf den rechten Standstreifen zu fahren. In vielen Unfallsituationen kommt es mitten auf der Fahrbahn zum Stehen, im schlimmsten Fall auf der Überholspur. Retten Sie sich so schnell wie möglich aus der Gefahrenzone. Bleiben Sie unter keinen Umständen im Fahrzeug sitzen, da es zu Folgeunfällen kommen kann. Beobachten Sie den Verkehr und verlassen Sie das Fahrzeug in einem geeigneten Moment. Und zwar immer auf der dem Verkehr abgewandten Seite.
Wenn Sie als Fahrer Ihren Pkw zum rechts liegenden Seitenstreifen hin verlassen müssen, müssen Sie über die Türe des Beifahrers aussteigen. Wenn Sie auf der Überholspur einer mehrspurigen Autobahn liegen geblieben sind, müssen Sie das Fahrzeug möglicherweise in Richtung des Mittelstreifens verlassen. In dem Fall steigen alle Mitfahrer auf der Seite des Fahrers aus. Versuchen Sie auf keinen Fall, die Fahrbahn zu überqueren. Warten Sie auf die Pannenhilfe bzw. die Rettungskräfte. Bleiben Sie dabei während der gesamten Zeit hinter der Leitplanke.
Die Unfallstelle sichern
Nachdem Sie sich aus dem Gefahrenbereich gerettet haben, müssen Sie die Unfallstelle absichern. Nur so können nachfolgende Autofahrer auf die Gefahrensituation reagieren. Nehmen Sie dazu das Warndreieck aus dem Kofferraum. Stellen es je nach Ortslage und Situation in einem Abstand zwischen 150 und 400 Metern entfernt von der Unfallstelle auf der Autobahn auf. 150 Meter entsprechen 3 Begrenzungspfosten.
Wählen Sie bei Unfällen mit Personenschaden einen größeren Abstand. Halten Sie das Warndreieck beim Aufstellen sichtbar vor Ihren Körper und bewegen Sie sich möglichst weit vom Fahrbahnrand entfernt. Laufen Sie während der gesamten Zeit hinter der Leitplanke. Auch wenn es bei einem Unfall Verletzte gegeben hat, sichern Sie zuerst die Unfallstelle. So schützen Sie sich und den Folgeverkehr vor weiteren Unfällen.
Den Notruf wählen (112)
Ist mindestens eine Person verletzt oder liegen größere Fahrzeugteile auf der Fahrbahn, müssen Sie den Notruf wählen. Geben Sie den Einsatzkräften dabei alle notwendigen Details. Informieren Sie den Rettungsdienst besonders bei Personenschäden genau über die Verletzungen der Unfallbeteiligten. Orientieren Sie sich dabei an den W-Fragen:
- Wo hat der Unfall stattgefunden?
- Was ist genau passiert?
- Wie viele Personen sind verletzt worden?
- Welche Verletzungen liegen vor und wie schwer sind diese?
Nicht bei jedem Unfall müssen Sie den Notruf verständigen. Handelt es sich lediglich um einen Blechschaden, ist der Einsatz von Rettungskräften nicht erforderlich. Voraussetzung: Alle Unfallbeteiligten sind damit einverstanden.
Erste Hilfe leisten
Nachdem Sie den Rettungsdienst verständigt haben, leisten Sie bei den Unfallopfern Erste Hilfe. In Deutschland sind Sie dazu gesetzlich verpflichtet. Allerdings nicht in jeder Situation. Wenn Sie bei den Erste-Hilfe-Maßnahmen Ihr eigenes Leben gefährden würden, können Sie darauf verzichten.
Bei Lkw-Unfällen mit Gefahrgut sollten Sie grundsätzlich mindestens 60 Meter Abstand zur Unfallstelle halten. Nur geschulte Einsatzkräfte dürfen in solchen Situationen tätig werden.
Daten mit Unfallbeteiligten austauschen
Die Polizei nimmt die Personalien nicht auf? Dann sorgen Sie dafür, dass die Unfallbeteiligten ihre Daten austauschen. Nur so können später bei der Autoversicherung Ansprüche geltend gemacht werden.
Weigert sich ein Beteiligter, seine Personalien herauszugeben, informieren Sie die Polizei.
Den Unfallhergang dokumentieren
Zudem sollten Sie im Unfallbericht den Unfallhergang dokumentieren: entweder durch Fotos oder durch eine Unfallskizze. Diese Unterlagen dienen später als Beweis und helfen, den Unfallhergang zu rekonstruieren. So lässt sich ermitteln, wer die Schuld am Unfall trägt.
Verhaltensregeln für Verkehrsteilnehmer auf der Autobahn
Auch der nachfolgende Verkehr muss darauf achten, durch das eigene Fahrverhalten keinen weiteren Unfall zu verursachen. Außerdem muss er es den Rettungskräften ermöglichen, die Unfallstelle zu erreichen.
So verhalten Sie sich nach einem Autobahnunfall vor Ihnen
- Geschwindigkeit reduzieren
- Warnblinker einschalten
- Vorausschauend fahren
- Rettungsgasse bilden
Das eigene Fahrverhalten anpassen
Bemerken Sie auf der Autobahn einen Unfall, fahren Sie langsamer und schalten Sie Ihre Warnblinkanlage ein. Damit machen Sie den Folgeverkehr auf die Gefahr aufmerksam. Fahren Sie vorausschauend und passen Sie sich den veränderten Fahrbedingungen an. Bei stockendem Verkehr erhöht sich nämlich die Wahrscheinlichkeit für einen Auffahrunfall auf der Autobahn.
Bleiben Sie nicht an der Unfallstelle stehen, sondern verlassen Sie sie zügig im Reißverschlussverfahren. Fotografieren oder filmen Sie auf keinen Fall den Unfall. Denn auch das verzögert das zügige Weiterfahren. Bleiben Sie unbedingt in Ihrem Fahrzeug.
Eine Rettungsgasse bilden
Nur wenn der Rettungsdienst schnell am Unfallort ist, kann er Verletzte versorgen. Daher hat das Bilden einer Rettungsgasse auf der Autobahn höchste Priorität. Im Notfall können Minuten über Leben und Tod entscheiden. Viele Menschen wissen jedoch nicht, wie sie eine Rettungsgasse bilden. Besonders auf Autobahnen mit mehr als 2 Spuren.
Eine Rettungsgasse wird immer zwischen der am weitesten links liegenden Spur und der Spur rechts daneben gebildet. Grundsätzlich fahren also alle Fahrer auf der Überholspur ihr Fahrzeug an den linken Rand. Die Fahrer aller anderen Spuren fahren so weit rechts wie möglich. Und zwar unabhängig davon, ob die Rettungsgasse für 2, 3 oder 4 Spuren gebildet wird.
Wegen einer Gesetzesänderung wissen viele Verkehrsteilnehmer nicht, wie bei einer vierspurigen Autobahn eine Rettungsgasse gebildet wird: Bis 2017 bildete man die Rettungsgasse bei einer vierspurigen Autobahn in der Mitte der 4 Fahrspuren. Dabei musste man auf 2 Fahrspuren nach links und auf 2 Spuren nach rechts ausweichen. Seit 2017 gilt diese Regelung aber nicht mehr. Auf allen 3 rechten Fahrspuren fährt man nun nach rechts. Nur auf der linken weicht man nach links aus.
Fazit:
Unfälle auf der Autobahn sind ein erhebliches Risiko. Durch das richtige Verhalten der Unfallbeteiligten können Sie einerseits die eigene Sicherheit erhöhen. Andererseits senken Sie so die Gefahr für Folgeunfälle und damit für den nachfolgenden Verkehr.
Dieser kann auch selbst durch ein angemessenes Fahrverhalten die Gefahr senken. Eine Rettungsgasse trägt erheblich dazu bei und rettet im Notfall Leben.
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