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Knochenaufbau für Implantate

Methoden und Kosten

Knochenaufbau ist notwendig, wenn das Volumen des Kieferknochens nicht ausreicht, um ein Zahnimplantat stabil zu verankern.

Arzt und Patient betrachten das Röntgenbild eines Kiefers.

Sie benötigen ein Implantat, aber Ihr Kiefer hat nicht ausreichend Knochensubstanz? Dann kommt möglicherweise Knochenaufbau infrage. Beim Knochenaufbau wird der Kieferknochen künstlich rekonstruiert und gestärkt, damit das Implantat fest verankert werden kann. So wird die mangelnde Höhe oder fehlende Breite des Knochens mit Knochenersatzmaterial ausgeglichen. Für dieses Verfahren gibt es mehrere Methoden. Die bekanntesten: Sinuslift, Bone Splitting und Bone Spreading. Welches Verfahren sich am besten eignet, hängt vor allem davon ab, wo Knochen aufgebaut werden soll: im Ober- oder Unterkiefer bzw. im Front- oder Seitenbereich.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • Als Knochenersatzmaterial dient eigenes, fremdes, tierisches und synthetisches Knochengewebe.
  • Es gibt einen externen und einen internen Sinuslift.
  • Bei stark abgebautem Kieferknochen können Disk-Implantate verwendet werden. Dabei wird kein Knochenaufbau benötigt. Disk-Implantate sind somit eine Sonderform.

Methoden zum Knochenaufbau

Es gibt verschiedene Methoden für den Knochenaufbau. Zu den gängigsten Verfahren gehören der Sinuslift, Bone Spreading und Bone Splitting. Hier erfahren Sie mehr über diese 3 Methoden.

Interner und externer Sinuslift

Der Sinuslift, auch Sinusbodenelevation genannt, ist ein Verfahren zum Knochenaufbau im Seitenzahnbereich des Oberkiefers. Mit dieser Methode wird also der Oberkieferknochen gestärkt, damit dort ein Implantat gesetzt werden kann. Bei dem chirurgischen Eingriff wird die Schleimhaut der Kieferhöhle von der Wand gelöst und angehoben. Der entstandene Hohlraum zwischen Schleimhaut und Kieferknochen wird mit Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Das stärkt den Kieferhöhlenboden.

Der interne Sinuslift wird auch kleiner Sinuslift genannt. Dabei nutzt der Implantologe das für das Implantat gebohrte Loch als Zugang zur Kieferhöhle. Somit besteht der Zugang im Prinzip von unten. Der interne Sinuslift ist das Mittel der Wahl, wenn nur 2 bis 3 mm Knochenhöhe gewonnen werden müssen.

Beim externen Sinuslift verschafft der Implantologe sich seitlichen Zugang zur Kieferhöhle. Er bohrt ein Loch im Mundvorhof, also im Raum zwischen Wange und Kieferknochen. Dieser aufwendigere Eingriff findet statt, wenn mehr als 3 mm zusätzliche Knochenhöhe benötigt werden.

Bone Spreading

Bone Spreading (Knochenspreizen) und Bone Splitting (Knochenspalten) sind Verfahren zum seitlichen Knochenaufbau des Kieferkamms. Der Kieferkamm ist die erhöhte Leiste des Kieferknochens. Die beiden Verfahren eignen sich, wenn der Kieferknochen zwar ausreichend hoch ist, aber nicht breit genug, um ein Implantat darin zu verankern.

Beim Bone Spreading präpariert der Implantologe den Kieferkamm mit Bohrern. Die Knochenpartien werden nach außen gedehnt bzw. gespreizt. Der Bohrer wird wie ein Keil in ein weiches Stück Holz getrieben und verdrängt die Knochenmasse nach links und rechts. Das schafft Raum für das Implantat. Ist es eingesetzt, füllt der Implantologe die Zwischenräume mit Knochenersatzmaterial auf. Das Material wächst dann anschließend mit dem Kieferknochen zusammen.

Nach der Einheilphase kann der Zahnersatz auf dem Implantat befestigt werden. Bone Spreading eignet sich nur für den Oberkieferknochen, da dieser relativ weich ist. Die Struktur des Unterkieferknochens ist für dieses Verfahren nicht elastisch genug.

Bone Splitting

Bone Splitting wird durchgeführt, wenn ein einfaches Spreizen des Knochens nicht funktioniert. Etwa, weil es sich um den Unterkiefer handelt oder weil der Kieferknochen bereits zu stark abgebaut ist. Der Kieferkamm wird nicht gedehnt, sondern in 2 Teile gespalten. Dann werden diese beiden Teile behutsam auseinanderbewegt. So entsteht Platz für das Implantat. Die Zwischenräume werden im Anschluss mit Ersatzmaterial aufgefüllt.

Welches Knochenersatzmaterial gibt es?

Knochenersatzmaterial besteht aus natürlichem oder künstlich erzeugtem Knochen. Meist wird es in Form von Granulat, als Schwamm oder Block eingesetzt. Es füllt den Kieferknochen auf, sodass ausreichend Stabilität für die Implantate geschaffen werden kann. Als Knochenersatz eignen sich verschiedene Materialien. Sie unterscheiden sich in ihrer Struktur und Partikelgröße sowie in ihrer Verfügbarkeit und Aufnahmefähigkeit. Diese 4 Materialarten gibt es:

  • Eigenknochen, sogenanntes autogenes Material
  • Fremdknochen, sogenanntes allogenes Material
  • Pflanzliches bzw. tierisches Gewebe, sogenanntes xenogenes Material
  • Synthetisches Gewebe, sogenanntes alloplastisches Material

Eigenknochen zum Knochenaufbau

Für den Knochenaufbau werden häufig körpereigene Knochen genutzt. Diese Art von Knochenersatz nennt sich autogenes Material. Das eigene Gewebe ist ein sicheres Material: Einerseits regt es die Knochenneubildung an, andererseits sind keine Abstoßreaktionen zu erwarten. Infrage kommen Transplantate aus der Hüfte, dem Kinn oder dem hinteren Ober- bzw. Unterkiefer. Die Art des Transplantats hängt von der Größe des Knochendefekts ab. Bei der Verwendung von Knochen aus der Hüfte ist eine Operation mit Vollnarkose im Krankenhaus nötig. Je nach Knochendefekt kann es ein Nachteil sein, dass Eigenknochen nur in begrenzter Menge im Körper vorhanden sind.

Fremdknochen als Knochenersatzmaterial

Bei Fremdknochen, also allogenem Material, handelt es sich um menschliche Knochen aus Knochenspenderbanken. Fremdknochen regen aufgrund der enthaltenen Proteine die Knochenneubildung an. Sie sind vor allem auch für größere Defekte geeignet. Bei Fremdknochen ist allerdings eine Abwehrreaktion möglich. Mit Antibiotika lässt sich zwar einer Entzündung vorbeugen, doch das Risiko der Abwehrreaktion bleibt bestehen.

Pflanzliches und tierisches Gewebe

Pflanzliches bzw. tierisches Gewebe wird auch xenogenes Material genannt. Am häufigsten werden Korallen und Rinderknochen verwendet. Der Grund: Beide ähneln sehr dem Aufbau des menschlichen Knochens. Xenogene Materialien sind gut erforscht. Mit ihnen lassen sich Knochen verlässlich aufbauen. Dazu wird das Material präpariert und alle organischen Substanzen werden entfernt. Die bekannteste Variante heißt „Bio-Oss“ und wird aus Rinderknochen hergestellt. Allerdings kann auch dieses Material eine Abwehrreaktion hervorrufen.

Synthetische Ersatzmaterialien

Synthetisch hergestellte Ersatzmaterialien bestehen aus den 3 Werkstoffgruppen: Keramik, Metall und Polymere (Zucker, Milchzucker). Diese Materialien sind schnell verfügbar und in großen Mengen vorhanden. Sie werden in einer Knochenbank gelagert. Da synthetische Materialien das Knochenwachstum nicht anregen können, werden sie häufig mit eigenem Knochenmaterial vermischt.

Welches Material zum Knochenaufbau bei Ihnen infrage kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Beantworten Sie zusammen mit Ihrem Zahnarzt ein paar Fragen, um gemeinsam eine Entscheidung zu treffen:

  • Wie groß ist der Knochendefekt?
  • Möchten Sie tierisches Material im Körper haben?
  • Mit welchem Material arbeitet der Zahnarzt bzw. Implantologe für gewöhnlich?
  • Steht neben der Zahn-OP eine Hüft-OP an?

 

Ihr Zahnarzt kann sicherlich am besten beurteilen, welches Material und welche Methode für Sie am besten geeignet ist.

Risiken beim Knochenaufbau

Der Knochenaufbau ist ein chirurgischer Eingriff mit minimalen Risiken. In den meisten Fällen verlaufen sowohl der Eingriff als auch das Verwachsen unkompliziert. Wie bei jedem anderen medizinischen Eingriff bestehen dennoch Restrisiken. Beim Knochenaufbau sind das vor allem Entzündungen, allergische Reaktionen und Wundheilungsstörungen, die zum Abstoßen des (fremden) Knochenmaterials führen können. Dem lässt sich mit Antibiotika vorbeugen.

Manche Kliniken begleiten Knochenaufbau mit einer Eigenbluttherapie. Dabei werden die eingesetzten Materialien zuvor mit körpereigenen Zellen versetzt. Der Körper nimmt das Material dadurch besser an. Das führt zu einer schnelleren Verknöcherung und dadurch auch zu einem kürzeren Heilungsprozess.

Welche Kosten kommen beim Knochenaufbau auf Sie zu?

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen normalerweise keine Kosten für Knochenaufbau. Die Behandlungskosten tragen Sie daher meist selbst. Gute Zahnzusatzversicherungen übernehmen allerdings auch die Kosten für Knochenaufbau.

Wie hoch die Kosten ausfallen, hängt vom Zahnarzthonorar, dem Material, dem Umfang des Knochendefekts und dem Aufwand der gewählten Methode ab. Bei Transplantaten aus Ihrem Becken- bzw. Hüftknochen kommen die Kosten für einen Krankenhausaufenthalt dazu. Hier eine Kostenschätzung:

  • Interner Sinuslift je Kieferhälfte ca. 300 bis 500 €
  • Externer Sinuslift je Kieferhälfte ca. 600 bis 1.100 €
  • Beckenkammtransplantat ca. 5.000 € (einschließlich Krankenhausaufenthalt)
  • Bone Splitting bzw. Bone Spreading je Kieferhälfte ca. 1.000 bis 1.500 €

Sonderform ohne Knochenaufbau: Disk-Implantate

Disk-Implantate werden empfohlen, wenn der Kieferknochen bereits stark abgebaut ist und weder Standardimplantate noch Knochenaufbau für Sie infrage kommen. Diese speziellen Implantate dienen wie Standardimplantate als künstliche Zahnwurzeln, die in den Kieferknochen eingepflanzt werden. Das Besondere ist ihre Form. Während Standardimplantate schraubenartig sind, bestehen Disk-Implantate aus einer oder mehreren Scheiben. Sie sehen aus wie ein „T“ oder ein Reißnagel mit Scheibe und Stift. Der Implantologe setzt sie seitlich in den Kieferknochen ein. Dabei verankert er die Scheibe im Kieferknochen und befestigt den Zahnersatz auf dem Stift.

Vor- und Nachteile von Disk-Implantaten

Disk-Implantate, auch BOI-Implantate genannt, sind aus reinem und bioinertem Titan. Deshalb werden sie wie körpereigenes Material besser angenommen. Ein weiterer Vorteil: Sie sind schnell belastbar. Bereits nach 10 Tagen kann der Zahnersatz daran befestigt werden. Zudem können Disk-Implantate auch bei stark zurückgegangenem Knochen eingesetzt werden.

Die Nachteile: Die einteilige Konstruktion des T-Stückes lässt nur eingeschränkte Anwendungen für den Zahnersatz zu. Außerdem ist dieses Implantat schwer zu entfernen, sodass bei Entzündungen große Knochenschäden möglich sind. Disk-Implantate werden daher in Deutschland selten verwendet. Sollten Sie sich für ein Disk-Implantat interessieren, suchen Sie sich unbedingt einen erfahrenen Implantologen aus.

Diese Kosten übernimmt eine Zahnzusatzversicherung

Gesetzliche Krankenkassen erstattet die Kosten für Knochenaufbau in der Regel nicht. Nur in Ausnahmefällen, z. B. nach einem Unfall oder einer Krebserkrankung, werden die Kosten übernommen. Private Krankenversicherungen übernehmen zumindest einen Teil der Kosten. Wie hoch die Erstattung ist, hängt vom jeweiligen Tarif ab.

Eine vollständige Übernahme der Kosten kann nur mit einer guten Zahnzusatzversicherung erreicht werden. Dental-Schutz 100 von ERGO übernimmt die Kosten bis zu 100 %.

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