Für viele Gründer ist die Finanzierung ihrer Existenzgründung die größte Herausforderung im Gründungsprozess. Über die Hälfte benötigt Sachmittel sowie finanzielle Mittel von Dritten, um den Schritt der Unternehmensgründung zu gehen. Welche Möglichkeit der Finanzierung sich für Sie eignet, hängt von Ihrer persönlichen Situation und dem Geschäftsfeld Ihres Unternehmens ab.
Das Wichtigste in Kürze:
- Ermitteln Sie zunächst Ihren Kapitalbedarf für die Existenzgründung. Idealerweise decken Sie mind. 20 % Ihres Kapitalbedarfs aus Eigenkapital.
- Für die Unternehmensfinanzierung mit Fremdkapital gibt es viele Möglichkeiten, von Beteiligungsgesellschaften und privaten Investoren über Bankdarlehen und Fördergelder bis hin zum Crowdfunding.
- Wenn Sie einen Bankkredit benötigen, ist gute Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg – proben Sie das Bankgespräch und erstellen Sie unbedingt einen professionellen Businessplan.
Wie kann ich meine Selbstständigkeit finanzieren?
Wenn Sie sich mit der Finanzierung Ihrer Unternehmensgründung beschäftigen, ermitteln Sie zunächst Ihren Kapitalbedarf. Berücksichtigen Sie dabei alle Kosten wie Mieten, Büroeinrichtung, Versicherungen und vergessen Sie dabei nicht Ihren Lebensunterhalt.
Nach der Ermittlung des Kapitalbedarfs stellt sich die Frage nach der Mittelherkunft:
- Verfügen Sie über genug Sparguthaben, um Ihr Vorhaben selbst zu finanzieren?
- Benötigen Sie fremdes Kapital?
- Bietet sich vielleicht eine Kapitalbeteiligung durch einen Investor an?
Finanzierung der Existenzgründung durch Eigenkapital
Eigenkapital ist Kapital, das die Unternehmenseigentümer selbst mit in ihr Unternehmen bringen. Es wird nicht durch Kredite, Investoren oder andere Geldgeschäfte finanziert. Zum Eigenkaptal zählen:
- finanzielle Rücklagen der Gründer
- Gegenstände wie Maschinen, Anlagen, Fahrzeuge oder Werkzeug im Besitz der Gründer
- je nach Rechtsform des Unternehmens auch das eingezahlte Stammkapital
Die Mittel aus Eigenkapital stehen dem Unternehmen für unbefristete Zeit und ohne zusätzliche Kosten zur Verfügung. Sog. Bootstrapping -Unternehmen, die sich vollständig ohne Fremdkapital finanzieren, sind daher nicht mit Rückzahlungsverpflichtungen belastet.
Wie viel Eigenkapital brauche ich für die Unternehmensgründung?
Je mehr Eigenkapital ein Unternehmen besitzt, desto höher ist die Eigenkapitalquote. Der Anteil am Eigenkapital am Gesamtkapital sollte idealerweise mind. 20 % ausmachen. Denn eine hohe Eigenkapitalquote führt zu einer besseren Unternehmensbewertung. Dadurch steigt wiederum die Kreditwürdigkeit des Unternehmens: In vielen Fällen ist Eigenkapital sogar eine Voraussetzung für die Bewilligung eines Kredits. Außerdem dient es als Puffer für mögliche Verluste.
Im Gegensatz zu Fremdkapital kann es kurzfristig und flexibel eingesetzt werden. Außerdem machen Sie sich durch den Gebrauch von Eigenkapital nicht von Kreditgebern abhängig und behalten Ihre volle Entscheidungsgewalt.
Die goldene Finanzregel besagt:
- Idealerweise deckt das Eigenkapital das gesamte Anlagevermögen.
- Das Umlaufvermögen wird mit Fremdkapital finanziert.
Unter Anlagevermögen versteht man Vermögenswerte, die fest und zeitlich unbefristet im Unternehmen gebunden sind (z. B. Grundstücke, Maschinen, Wertpapiere).
Das Umlaufvermögen dagegen steht dem Unternehmen nur für kurze Zeit zur Verfügung. Dazu gehören Betriebsmittel, Forderungen und liquide Mittel. Aus der Summe der beiden Vermögen ergibt sich das Gesamtvermögen.
Beteiligungskapital zur Finanzierung der Unternehmensgründung
Eine Möglichkeit der Finanzierung Ihrer Selbstständigkeit ist das sog. Beteiligungskapital: Ein anderes Unternehmen oder eine Privatperson beteiligt sich finanziell an Ihrem Unternehmen. Im Gegensatz zur Bank, die wenig risikofreudig ist und Kredite i. d. R. nur gegen Sicherheiten vergibt, sind Investoren häufig offener für neue Geschäftsideen und erwarten weniger Sicherheiten, wenn sie in junge Unternehmen investieren. Oft profitieren Sie als Gründer zusätzlich vom Know-how und vom Netzwerk des Kapitalgebers. Zudem steigert die Beteiligung den Wert Ihres Unternehmens.
Ein weiterer Vorteil von einer Unternehmensfinanzierung mit Beteiligungskapital: Das eingebrachte Kapital erscheint in Ihrer Buchführung unter Eigenkapital. Dadurch erhöht sich die Eigenkapitalquote, sodass es für Sie einfacher ist, bei der Bank einen Kredit für weiteres Kapital aufzunehmen.
Man unterscheidet zwischen offenen und stillen Beteiligungen. Ein stiller Gesellschafter erwirbt keine Unternehmensanteile, sondern bringt lediglich Vermögen ein und wird am Gewinn beteiligt. Dagegen erwirbt ein offener Gesellschafter Anteile am Unternehmen und tritt nach außen je nach Rechtsform des Unternehmens offen als Gesellschafter oder Aktionär auf. Zudem erhält er neben seiner Gewinnbeteiligung auch Mitsprache- und Informationsrechte. Entscheiden Sie sich also für diese Art der Finanzierung, nehmen Sie in Kauf, dass Sie nicht mehr die alleinige Kontrolle über Ihr Unternehmen haben.
Wer beteiligt sich an Unternehmen?
Es gibt unterschiedliche Arten von Investoren:
- Beim Crowdinvesting bzw. Crowdfunding (auch Schwarmfinanzierung) treten zahlreiche Investoren als Geldgeber auf. Kleinanleger informieren sich z. B. auf bestimmten Internetplattformen über junge Unternehmen und ihre Geschäftsmodelle. Dann erwerben mehrere Beteiligte mit niedrigen Beiträgen Anteile am Unternehmenswert oder am Gewinn des Unternehmens.
- Für Start-ups bieten sich erfahrene Unternehmer als Geld- und zugleich Ratgeber an, die sog. Business Angels.
- Venture Capital (Wagniskapital) kommt von risikofreudigen Investoren, die meist in bereits etablierte Unternehmen investieren. Da Sie mit ihrer Investition ein hohes Risiko eingehen, verlangen sie Anteile am Unternehmen und erhalten dadurch Kontrolle über das Unternehmen.
- Bei der Finanzierung mit Mezzaninekapital erhalten Geldgeber neben der Verzinsung Ihres Kapitals auch eine Gewinnbeteiligung.
- Auch der High-Tech-Gründerfonds unterstützt Gründer in der frühen Finanzierungsphase mit Kapital und Wissen.
- Spezielle förderorientierte Beteiligungsgesellschaften stellen in einigen Bundesländern Beteiligungskapital für junge Unternehmen zur Verfügung.
- In allen Bundesländern sind Mittelständische Beteiligungsgesellschaften (MBGen) vertreten. Diese Verbände, Banken und Kammern engagieren sich meist als stille Gesellschafter.
- Private Kapitalbeteiligungsgesellschaften investieren in Start-ups mit hohem Wachstumspotenzial. Nach ungefähr 4–7 Jahren wollen sie das Unternehmen mit einer möglichst hohen Rendite verlassen.
Für alle Arten von Investoren gilt: Am leichtesten überzeugen Sie sie mit einem professionellen Businessplan.
Kredite zur Existenzgründung: Fremdkapital für Selbstständige
Gewöhnlich kommen Selbstständige bei der Existenzgründung nicht ohne Kredite oder Darlehen aus. Onlinekredit, Förderkredit, Kredite für Selbstständige von privat – Sie können aus einem breiten Spektrum wählen. Bei allen Krediten handelt es sich um Fremdkapital: Durch die Kreditaufnahme verschulden Sie sich gegenüber einem Gläubiger. Dieser Gläubiger kann z. B. Ihre Hausbank sein. Mit der Verschuldung verpflichten Sie sich zur Rückzahlung der gesamten Summe zzgl. Zinsen.
Grundvoraussetzung für die Kreditvergabe sind ausreichende Sicherheiten. Dazu zählen z. B. Ihr Eigenkapital, Immobilien, Maschinen, Wertpapiere und Bürgschaften Dritter.
Bankdarlehen
Ihre Hausbank vergibt zum marktüblichen Zins Bankdarlehen, z. B. für Betriebsmittel und Investitionen. Anders als bei Förderkrediten benötigen Sie dafür bankübliche Sicherheiten.
Förderkredite
Diese Kredite werden entweder von der nationalen Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) oder dem Landesförderinstitut vergeben. Laufzeiten und Summen dieser Kredite variieren. Wer sich selbstständig macht, beantragt diese Art der Förderung i. d. R. bei seiner Hausbank. Gegenüber klassischen Bankkrediten haben Förderkredite den Vorteil, niedriger verzinst zu werden. Zudem gelten erleichterte Vereinbarungen in Bezug auf Sicherheiten und Rückzahlung.
Zuschüsse als Fördermittel für die Existenzgründung
Es gibt verschiedene Zuschüsse für Gründer. Etwa den Gründungszuschuss der Agentur für Arbeit oder das EXIST-Gründerstipendium.
Zuschüsse beantragen Sie bei den Behörden von Bund und Ländern. Bei der staatlichen Förderung der Existenzgründung handelt es sich um sogenannte Kann-Leistungen. D. h., Sie haben keinen gesetzlichen Anspruch auf die staatliche Förderung Ihrer Selbstständigkeit. Zuschüsse können Sie für Investitionen, Forschung und Beratung nutzen. Normalerweise müssen Sie diese Zuwendungen nicht zurückzahlen.
Kontokorrentkredit
Als kurzfristiger Kredit zur Überbrückung von finanziellen Engpässen bietet sich für Selbstständige der Kontokorrentkredit an. Dieser Überziehungs- oder Dispositionskredit eignet sich bei geringerem Kapitalbedarf. Der Kontokorrentkredit ist flexibel und einfach abzuschließen, dafür sind die zu zahlenden Zinsen deutlich höher als bei einem klassischen Kredit.
Bankgespräch zur Existenzgründung: So klappt es mit dem Kredit
Bereiten Sie das Bankgespräch zur Existenzgründung gut vor. Nur wenn Sie die Bank von Ihrem Vorhaben überzeugen, unterstützt sie Sie finanziell bei der Umsetzung.
Außerdem machen Sie sich während des Gesprächs ein Bild von der Professionalität des Bankberaters und der Eignung der Bank. Wichtig ist auch, dass die Chemie zwischen Ihnen und Ihrem Berater stimmt.
Tipps für das Bankgespräch
- Informieren Sie sich ausführlich über die verschiedenen Kreditinstitute und vergleichen Sie deren aktuelle Bankkonditionen. Holen Sie ruhig mehrere Angebote ein.
- Vereinbaren Sie den Gesprächstermin mit der Bank Ihrer Wahl frühzeitig und planen Sie ausreichend Zeit ein.
- Wenn Sie sich unsicher fühlen, informieren Sie sich über mögliche Fragen und Themen im Bankgespräch und üben Sie das Gespräch mit einem Dritten.
- Beantragen Sie eine Wirtschaftsauskunft bei einem Schuldnerverzeichnis.
- Informieren Sie sich vor dem Bankbesuch über Förderprogramme und bankübliche Fachbegriffe wie Bonität, Rentabilität, Liquidität, Nominal- und Effektivzins, Bürgschaft, Kreditarten, Anlage- und Umlaufvermögen, Betriebsmittel – so reagieren Sie im Gespräch souverän.
- Überzeugen Sie den Bankmitarbeiter mit Professionalität, Kompetenz, Fachwissen, Selbstbewusstsein und strukturierten Antworten.
- Stichhaltige Informationen und gute Argumente sind wesentlich. Beschreiben Sie Ihr Gründungsvorhaben ausführlich. Bereiten Sie sich auch auf Probleme vor, die die Bank sehen könnte, damit Sie mögliche Lösungen präsentieren können. Erläutern Sie Ihr Potenzial hinsichtlich des zu erwartenden Umsatzes und Ertrags. Und verdeutlichen Sie, was Sie von der Konkurrenz unterscheidet. Realistische Zahlen und Belege dafür sind unverzichtbar.
- Zur Unterstützung können Sie einen Unternehmensberater mitnehmen. Im Bankgespräch bleiben Sie allerdings der Hauptansprechpartner für Ihre Existenzgründung.
- Erwähnen Sie ruhig die Angebote, die Sie von anderen Banken erhalten haben – ein wenig zu handeln, ist erlaubt.
- Dokumentieren Sie schriftlich, was besprochen wurde. Lassen Sie das Dokument von den Gesprächsteilnehmern gegenzeichnen. Halten Sie auch Ihre persönliche Wahrnehmung sowie Besonderheiten des Gesprächs fest.
- Holen Sie sich Feedback ein: Fragen Sie den Bankberater im Anschluss nach seinem Eindruck.
- Bringt das Bankgespräch kein positives Ergebnis, erkundigen Sie sich nach den Gründen. Überarbeiten Sie Ihr Konzept und vereinbaren Sie Termine bei anderen Banken bzw. Sparkassen.
Diese Unterlagen benötigen Sie beim Bankgespräch für ein Gründungsdarlehen
Bringen Sie zum Gespräch mit Ihrem Bankberater gut durchdachte, strukturierte Unterlagen mit. Erkundigen Sie sich schon bei der Terminvereinbarung, welche Unterlagen der Berater erwartet und was Sie zusätzlich beachten sollten. Wichtige Unterlagen sind z. B.:
- persönliche Dokumente wie Lebenslauf, Zeugnisse und Eigenkapitalnachweis
- Detaillierter Businessplan für die Existenzgründung inkl. einer aussagekräftigen Zusammenfassung
- Kapitalbedarfsplan mit schlüssigen Kostenvoranschlägen
- Liquiditätsplan mit den detailliert ausgearbeiteten voraussichtlichen Einnahmen und Ausgaben
- Rentabilitätsplan mit Gegenüberstellung von Kosten und Umsatz
- alle noch nicht unterschriebenen Verträge
- Auflistung von Sicherheiten (Wertpapiere, Immobilien, Fonds usw.) und evtl. Bürgschaften
Fazit: Finanzierung gut planen und sich beraten lassen
Eine wasserfeste Finanzierung trägt entscheidend zum Erfolg Ihrer Unternehmensgründung bei. Daher gilt: Sobald Sie eine Geschäftsidee entwickelt haben, machen Sie sich Gedanken über Ihren Kapitalbedarf und die Herkunft der finanziellen Mittel.
Die Möglichkeiten zur Finanzierung einer Existenzgründung sind komplex, denn Sie können aus einem breiten Spektrum an Finanzierungsmöglichkeiten wählen. Beratungsstellen für Existenzgründer helfen, wenn Sie:
- keine genaue Vorstellung haben, wie viel Kapital Sie benötigen
- sich unsicher hinsichtlich der Art der Finanzierung sind
- allgemeine Fragen zur Finanzierung haben
Die Wahl der Finanzierungsmöglichkeit liegt bei Ihnen. Achten Sie darauf, dass die Finanzierung zu Ihrer persönlichen Situation und zu der Ihres Unternehmens passt.
Der Businessplan ist fertig? Dann bereiten Sie das Bankgespräch oder den Termin mit Investoren, Fördergesellschaften oder der Arbeitsagentur gut vor. Nur wenn Sie bei diesen Gesprächen überzeugen, dürfen Sie mit fremdem Kapital rechnen.
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