Unter Work and Travel versteht man heutzutage nicht zwingend bezahltes Jobhopping. Gemeint ist vielmehr ein Aufenthalt im Ausland, der in irgendeiner Form mit Arbeiten zu tun hat. Arbeiten im Hotel in China, ein Praktikum in Irland oder Arbeiten auf einer Farm in Portugal zählen gleichermaßen zu Work and Travel. Mit Work and Travel sehen Sie die Welt, verbessern Ihre Fremdsprachenkenntnisse, erleben Abenteuer und lernen Land und Leute kennen.
Australien, Neuseeland und Kanada gehören zu den gefragtesten Backpacker-Zielen. Vor allem junge Erwachsene nutzen mit Work and Travel die Möglichkeit, Arbeiten und Reisen miteinander zu verbinden und in der Fremde ihren Lebensunterhalt mit Gelegenheitsjobs zu verdienen. Im Gegensatz zum klassischen Auslandsaufenthalt sind sie dabei nicht an einen bestimmten Ort gebunden.
In diesem Artikel erfahren Sie die wichtigsten Informationen zum Auslandsaufenthalt in Form von Work and Travel.
Das Wichtigste im Überblick:
- Work-and-Travel-Reisende suchen sich oft Jobs in den Bereichen Gastronomie, Tourismus oder Landwirtschaft. Je nach Land und Tätigkeit liegt der Stundenlohn zwischen 9 und 15 €.
- Für die Einreise in einige Länder ist ein Working Holiday Visum notwendig. In EU-Ländern benötigen Sie i. d. R. kein Visum, um zu arbeiten und zu reisen.
- Schließen Sie unbedingt eine Versicherung für das Ausland ab, die die verpflichtende Krankenversicherung beinhaltet. Eine Haftpflichtversicherung mit ausreichender Deckungssumme ist außerdem ein Muss.
Was muss man über Work and Travel wissen? Allgemeine Hinweise und Voraussetzungen
- Viele Länder sind für Work and Travel geeignet. Wenn Sie Geld verdienen wollen, müssen Sie allerdings darauf achten, dass Sie in dem gewählten Land arbeiten dürfen. Und dass Sie auch tatsächlich einen bezahlten Job finden.
- Sie haben die Möglichkeit, direkt bei einem Studienreiseveranstalter in Deutschland zu buchen. Solche Veranstalter kooperieren mit Jobagenturen im Ausland und betreuen und beraten Sie. Oder aber Sie organisieren die komplette Vorbereitung und Durchführung Ihres Auslandaufenthalts selbst.
- Wann und wie Sie reisen, entscheiden Sie. Es gibt keinen optimalen Zeitpunkt. Viele nehmen sich nach Abitur oder Ausbildung eine monatelange Auszeit im Ausland. Wann Sie arbeiten und wann Sie unterwegs sind, entscheiden Sie ebenfalls selbst.
- In Ihrem Gepäck dürfen Zeugnisse, Visum, Pass, Adressen, Telefonnummern, (internationaler) Führerschein und Versicherungsscheine nicht fehlen. Kopieren Sie diese Dokumente sicherheitshalber und hinterlegen Sie die Papiere zu Hause. Speichern Sie sie zusätzlich in der Cloud, um jederzeit und überall darauf zugreifen zu können. Des Weiteren sollten Sie mind. eine Kreditkarte haben. Mobile Geräte wie Smartphone, Tablet oder Laptop sind praktisch für die Kommunikation mit zu Hause oder mit potenziellen Arbeitgebern.
- Nicht überall arbeiten Sie für Geld. Auf Farmen ist es z. B. üblich, für Kost und Logis zu arbeiten.
- Sie haben bisher Kindergeld bekommen? Mit dem Antritt der Reise entfällt der Anspruch darauf.
- Was am Ende vom verdienten Geld übrig bleibt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Z. B. von der Höhe Ihres Verdiensts und von Ihrem Budget, das Sie für Ihre Lebenshaltungskosten, Unterkünfte, Transportmittel und den Besuch von Sehenswürdigkeiten ausgeben.
Wie bereite ich Work and Travel optimal vor?
Nehmen Sie sich für die Vorbereitung eines Work-and-Travel-Aufenthaltes genügend Zeit – beginnen Sie so früh wie möglich mit der Planung. Gerade für Jüngere ist es einfacher, mit einer Work-and-Travel-Agentur zu reisen, als alles in Eigenregie zu organisieren. Eine Agentur kümmert sich um Flüge, Ansprechpartner vor Ort und Zugänge zu Jobportalen. Dieser Service kostet allerdings je nach Agentur und Land zwischen 300 und 2.000 €. Vergleichen Sie deshalb unbedingt die verschiedenen Angebote und achten Sie auf das Preis-Leistungs-Verhältnis.
Tipp
Lassen Sie Lebensläufe und Zeugnisse bereits vor Ihrem Abflug in die Landessprache übersetzen. Außerdem steigern Sie mit guten Sprachkenntnissen Ihre Jobchancen. Besuchen Sie deshalb, wenn nötig, entweder bereits vor Ihrer Reise oder gleich nach Beginn Ihrer Reise einen Sprachkurs.
Visum für Work and Travel
Für die Einreise in einige Länder benötigen Sie ein Visum – v. a. bei einem Aufenthalt von mehr als 30 Tagen. Kurze Aufenthalte sind in vielen Ländern auch möglich, ohne dass Sie extra ein Visum beantragen müssen. Für Work and Travel in Europa in Ländern der Europäischen Union wie Frankreich, Irland, Portugal oder Spanien ist i. d. R. kein spezielles Visum nötig. Dagegen brauchen Sie z. B. in Chile, Hongkong, Israel, Japan, Australien und Argentinien ein Working Holiday Visum.
Für ein Working Holiday Visum gelten folgende Voraussetzungen:
- Alter hauptsächlich zwischen 18 und 30 Jahren (Ausnahme ist Kanada mit 18 bis 35 Jahren und Singapur mit 18–25 Jahren)
- Deutsche Staatsangehörigkeit
- Sprachkenntnisse des besuchten Landes
- Antragstellung in der jeweiligen Botschaft
- Nachweis über eine Geldreserve von 1.700–3.200 € (z. B. in Form eines Kontoauszugs), um die Lebenshaltungskosten zu decken
Das Working Holiday Visum gilt für max. 12 Monate und kann grundsätzlich nur einmal im Leben beantragt werden. Unter gewissen Voraussetzungen kann man das Working Holiday Visum verlängern, in Australien z. B. um ein weiteres Jahr und in Neuseeland um 3 Monate.
Hinweis
Working Holiday Visa werden ausschließlich in bestimmten Altersgrenzen vergeben. In den meisten Work-and-Travel-Ländern liegt diese Grenze zwischen 18 und 30 Jahren. Work and Travel mit dem Working Holiday Visum ist daher z. B. für Menschen über 50 nicht möglich.
Nicht nur die Work-and-Travel-Kosten, sondern auch die Voraussetzungen sind von Land zu Land unterschiedlich. Manche Länder verlangen zusätzlich ein Führungszeugnis oder eine ärztliche Gesundheitsbescheinigung.
Die länderspezifischen Informationen zu den Visa finden Sie hier:
Info
Working Holidays sind auch in den Vereinigten Staaten möglich. Für Ihr Work-and-Travel-Abenteuer in den USA benötigen Sie ein J1-Visum. Um das Visum zu beantragen, müssen Sie mind. 18 Jahre alt sein und bei der Antragstellung eine schriftliche Jobzusage vorweisen.
Während des Work-and-Travel-Aufenthalts
Wenn Sie in Ihrem Reiseland angekommen sind, beantragen Sie als Erstes eine Steuernummer und eine Sozialversicherungsnummer und eröffnen ein Konto. Denn wenn Sie nach dem Auslandsaufenthalt eine Steuererklärung machen, können Sie sich einige Ausgaben zurückholen.
Work and Travel: Jobs und Verdienstmöglichkeiten
Sie können aus einem breiten Spektrum an Jobmöglichkeiten wählen. Über Aushilfsjobs können Sie sich z. B. bei Jobagenturen oder auf Jobmessen informieren. Am besten ist es natürlich, wenn Sie sich beim potenziellen Chef persönlich vorstellen. Die angebotenen Work-and-Travel-Jobs sind orts- und saisonabhängig. Sie können in der Gastronomie, im Tourismus oder in der Landwirtschaft arbeiten. Für viele Jobs sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Trotzdem können Sie nach Jobs Ausschau halten, bei denen Ihre Vorkenntnisse gefragt sind. Und dann z. B. auch im Medizin- und Pflegesektor oder im Banken- und Finanzbereich arbeiten.
Auch in der Gästebetreuung oder als Animateur im Hotel verdienen Sie Geld. In der Gastronomie kellnern, Farmarbeiten übernehmen oder Kinder in Surf-Camps betreuen, sind ebenfalls mögliche Einnahmequellen.
Tipp
In den meisten Fällen bekommen Sie keinen Arbeitsvertrag. Lassen Sie sich deshalb von Ihrem Arbeitgeber eine schriftliche Bestätigung über Vergütung und Arbeitszeit ausstellen. Und lassen Sie sich die geleisteten Stunden quittieren.
Work and Travel: Verdienstmöglichkeiten in Kanada
In Kanada können Sie z. B. im Hotel arbeiten. Zum einen lernen Sie so die Kultur und die Arbeitswelt Kanadas besser kennen. Zum anderen haben Sie Kontakt zu Hotelgästen aus aller Welt. Zu den typischen Work-and-Travel-Arbeitsbereichen in kanadischen Hotels gehören Rezeption, Gästebetreuung, Service im Restaurant, Aushilfstätigkeit in der Küche und Bar- oder Housekeeping. Neben klassischen Hotels in beliebten Städten wie Ottawa, Toronto und Calgary können Sie auch in Ski-Resorts und Bed-and-Breakfast-Betrieben arbeiten.
Alternativ können Sie auf Großveranstaltungen in Kanada arbeiten, z. B. auf Festivals oder bei Drachenbootevents. Nationalparks und die Ölindustrie benötigen häufig ebenfalls helfende Hände.
Wie viel Sie in Kanada verdienen, hängt von Ihren Vorqualifikationen und dem jeweiligen Job ab. Durchschnittlich verdienen Sie pro Stunde ca. 14 Kanadische Dollar, also rund 9 €.
Beliebte Work-and-Travel-Jobs in Australien
Backpacker in Australien jobben häufig in der Gastronomie. Dort können Sie erfahrungsgemäß mit einem Stundenlohn von rund 20 Australischen Dollar (ca. 13 €) rechnen.
Außerdem können Sie mit der Arbeit auf einer Perlenfarm im tropischen Norden Australiens schnell gutes Geld verdienen. Zusätzlich zur Bezahlung erhalten Sie von Ihrem Arbeitgeber meist Verpflegung und Unterkunft. Allerdings sollten Sie dafür seefest sein und kein Problem mit anstrengender, schmutziger und monotoner Arbeit haben. Auch bei anderen Work-and-Travel-Jobs können Sie Kosten für Unterkunft und Verpflegung einsparen:
- auf Farmen im Outback, also fernab der Zivilisation
- in Roadhouses, also Raststätten mit Tankstellen, Fahrzeugreparaturwerkstatt und angeschlossenem Restaurant
- auf Segelyachten und Kreuzfahrtschiffen
- in Resorts auf Inseln
Bei solchen Tätigkeiten können Sie mit einem monatlichen Verdienst zwischen 720 und 1.000 € rechnen.
Übrigens werden auch Jobs im Baugewerbe attraktiv vergütet. Aber Achtung: Diese Knochenjobs eignen sich nicht für Leute mit schwachen Nerven oder Muskeln. Etwas weniger anstrengend sind sog. Fruitpicking-Jobs: Als Erntehelfer können Sie Ihre Reisekasse mit bis zu 20 Australischen Dollar pro Stunde gut aufbessern.
Work-and-Travel-Jobs in Neuseeland
Auch in Neuseeland können Sie im Fruitpicking oder in der Gastronomie und Hotellerie einen Job finden. In den Wintermonaten gibt es zudem in großen Skigebieten Jobs, die sich für Work and Travel eignen.
Abhängig von Vorkenntnissen und Tätigkeit erhalten Sie als Backpacker in Neuseeland bis zu 20 Neuseeländische Dollar pro Stunde (ca. 12 €). Für den Fruitpicking-Job können Sie pro 500 kg gepflückter Früchte rund 20–25 Neuseeländische Dollar erwarten (12–15 €). Manchmal werden Sie auch nach Stunden bezahlt.
Geld verdienen Sie z. B. auch als Handwerker auf dem Bau, als Reinigungskraft, Gärtner, Babysitter, Autowäscher, Parkplatzwächter oder als Aushilfe im Supermarkt.
Gelegenheitsjobs werden häufig an den „Blackboards“, dem schwarzen Brett, in Hostels angepinnt. Natürlich können Sie darüber hinaus andere Backpacker fragen oder in Schaufenstern Ausschau nach Stellenanzeigen halten. Oder Sie erkundigen sich direkt bei den Cafés oder Hostels vor Ort, ob sie Hilfe benötigen.
Work and Travel: Versicherungen
Für die Dauer Ihres Auslandsaufenthalts können Sie Ihre deutsche Krankenversicherung entweder kündigen oder ruhen lassen. Schließen Sie stattdessen eine Versicherung für das Ausland ab, die die verpflichtende Krankenversicherung abdeckt.
Wenn Sie nicht bei Ihren Eltern mitversichert sind, brauchen Sie eine Haftpflichtversicherung mit einer ausreichenden Deckungssumme. Als Richtwert gelten 3 Mio. €. Eine Unfallversicherung ist zwar kein Muss, wird allerdings für Sportbegeisterte empfohlen.
Achtung: Die Sportarten, die Sie ausüben, sollten unbedingt von der Versicherung abgedeckt werden!
Versichern Sie auch Ihren Rücktransport nach Deutschland.
Work and Travel Kosten: Wie teuer ist Work and Travel?
Die Höhe der Kosten, die Sie für Ihr Work-and-Travel-Abenteuer einplanen müssen, variieren je nach Reiseland. So kostet Sie das Working Holiday Visum für Australien 300 €. Für Japan erhalten Sie das Visum dagegen kostenlos. Das Gleiche gilt auch für die finanzielle Reserve, die Sie für Ihren Visumsantrag nachweisen müssen. In Australien benötigen Sie mind. ein Startkapital von 3.200 €, in Neuseeland 2.500 €.
Berücksichtigen Sie bei Ihrer Kalkulation zudem Ausgaben für:
- Verpflegung
- Unterkunft
- Hygiene- und Körperpflege
- Tickets für öffentliche Verkehrsmittel
- Auslandskrankenversicherung
- Mobiles Internet, Prepaid-Karte
- Freizeit, Sport, Kultur, Hobbys
Ausführliche Informationen, was Work and Travel in 5 beliebten Destinationen für einen Auslandsaufenthalt kostet, finden Sie in unserem Beitrag „Kosten für einen längeren Auslandsaufenthalt“
Fazit: Horizont erweitern mit Work and Travel
Mit Work and Travel erkunden Sie ein fremdes Land Ihrer Wahl auf ungewöhnliche Art, ohne ortsgebunden zu sein. Diese Erfahrung verbessert Ihre Soft Skills und macht einen guten Eindruck in Ihrem Lebenslauf. Kurz: Bei einem Work-and-Travel-Abenteuer entwickeln Sie sich persönlich, beruflich und sprachlich weiter und entdecken nebenbei die Welt. Informieren Sie sich frühzeitig über das Zielland und lesen Sie Erfahrungsberichte, um zu entscheiden, welche Art von Auslandsaufenthalt für Sie geeignet ist.
Es geht nicht darum, viel Geld zu verdienen. Work and Travel ist eine Erfahrung, die glücklich macht. Nehmen Sie Familie, Freunde und Bekannte mithilfe eines Reiseblogs oder der sozialen Netzwerke mit auf Ihre große Reise. Soziale Netzwerke dienen zusätzlich als wichtige Informationsquelle für Work-and-Travel-Jobs und -Unterkünfte.
Tipp
Nicht nur Kanada, Australien und Neuseeland sind geeignete Ziele. Ziehen Sie auch die Work-and-Travel-Destinationen Japan, Hongkong, Taiwan, Südkorea, die Vereinigten Staaten und Europa in Betracht.
Damit Sie auf Ihrem Weg ins Ausland nichts vergessen, finden Sie in diesem PDF eine Zusammenfassung der Work-and-Travel-Tipps sowie eine Checkliste.
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