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Schüleraustausch

Zu Gast in …

Ob USA, Spanien oder Neuseeland – es gibt viele Möglichkeiten, ein ganzes Schuljahr im Ausland zu verbringen.

Schüler in Schuluniform laufen über den Gang.

Jährlich gehen rund 14.000 Schüler zwischen der 9. und 12. Klasse für ein Austauschjahr ins Ausland. Dort leben sie in Gastfamilien, besuchen eine ausländische Schule und lernen so Sprache, Kultur und das Bildungssystem kennen. Anders als der Begriff „Austausch“ vermuten lässt, kommt dafür nicht zwangsläufig ein ausländischer Schüler nach Deutschland. Vielmehr geht es um den Austausch von Kultur. Oft wird diese Form des Schüleraustausches auch Highschool-Jahr oder Auslandsjahr genannt. Es gibt auch die Möglichkeit, nur ein Schulhalbjahr in der Ferne zu verbringen. Die Auswahl des Landes hängt hauptsächlich von den individuellen Wünschen und Finanzen ab. Die Top-10-Ziele für ein Austauschjahr sind:

  • USA (5.730 Austauschschüler pro Jahr)
  • Kanada (1.990 Austauschschüler pro Jahr)
  • Neuseeland (1.240 Austauschschüler pro Jahr)
  • Großbritannien (870 Austauschschüler pro Jahr)
  • Australien (770 Austauschschüler pro Jahr)
  • Irland (580 Austauschschüler pro Jahr)
  • Costa Rica (170 Austauschschüler pro Jahr)
  • Frankreich (160 Austauschschüler pro Jahr)
  • Spanien (120 Austauschschüler pro Jahr)
  • Argentinien (120 Austauschschüler pro Jahr)

Die Zahlen gelten für das Schuljahr 2016/2017.
Quelle: Weltweiser-Studie: Statistik, Daten und Fakten zum Schüleraustausch (2017)

Zeitpunkt und Anrechnung

Die meisten Austauschschüler brechen vor der Oberstufenphase in das Abenteuer auf. Danach setzen sie in Deutschland da an, wo sie vor ihrer Reise aufgehört haben. Bei 12 Schuljahren gehen also viele nach der 10. Klasse ins Ausland und schieben das Austauschjahr zwischen die 10. und 11. Klasse ein. Bei 13 Schuljahren erfolgt der Einschub zwischen der 11. und 12. Klasse.

Mitunter gibt es auch die Möglichkeit, sich das ausländische Schuljahr anrechnen zu lassen. Das anzurechnende Jahr ist dann das 10. bzw. 11. Schuljahr. Anspruch auf Anrechnung besteht allerdings nicht. Die Optionen müssen Sie mit der Heimatschule absprechen. Eventuell gibt es Voraussetzungen für die Anrechnung. Das kann ein aktueller Mindest-Notendurchschnitt von 2,0 sein oder ein bestimmter erwarteter Durchschnitt auf den Auslandszeugnissen. Die Regeln variieren nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern können von Schule zu Schule unterschiedlich sein.

Sprechen Sie rechtzeitig mit der Schulleitung darüber, wann der beste Zeitpunkt für einen Schüleraustausch ist und ob die Möglichkeit besteht, das Auslandsjahr anrechnen zu lassen. Der Vorteil einer Anrechnung ist, dass der Schüler nach dem Austausch wieder in seine alte, gewohnte Klasse einsteigt. Der in Deutschland verpasste Stoff des Austauschjahrs kann aber gegebenenfalls eine Mehrbelastung für die Abiturphase bedeuten. Wägen Sie daher die Vor- und Nachteile gründlich ab.

Voraussetzungen für das Austauschjahr

Für ein Auslandsschuljahr müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein.

  • Alter: zwischen 14 und 18 Jahren
  • Schüler an einer deutschen Schule (Realschule, Gesamtschule oder Gymnasium)
  • Notendurchschnitt: mindestens 3,0
  • Grundkenntnisse der Sprache des Gastlands
  • Offenheit, Toleranz, Durchhaltevermögen, Neugierde

Der Austauschschüler muss die Sprache des Gastlands nicht perfekt beherrschen. Grundkenntnisse sind jedoch nötig, damit eine Verständigung im Ausland möglich ist. Die Anforderungen können zudem von Organisation zu Organisation abweichen.

Austauschorganisationen für einen Schüleraustausch

Bis das Vorhaben „Schüleraustausch“ durchgesetzt werden kann, bedarf es einer umfangreichen Planung. Aktuell gibt es rund 50 gemeinnützige bzw. kommerzielle Organisationen in Deutschland, die sich auf bildungsnahe Auslandsaufenthalte spezialisiert haben. Solche Organisationen unterstützen im Vorfeld, während und nach dem Auslandsaufenthalt. Sie suchen Gastfamilien passend zum Schüler aus und kümmern sich um die Anmeldung in einer ausländischen Schule. Zudem stellen sie einen Betreuer in der Nähe der Gastfamilie, der bei Schwierigkeiten als Ansprechpartner vor Ort ist.
Auf Vorbereitungsseminaren erhalten Schüler und Eltern Tipps für den Alltag und das Leben in einem fremden Land. Sie bekommen Unterstützung bei Formalitäten wie Anträgen, Visa und ärztlichen Dokumenten. Je nach Land finden während des Austauschs Treffen und Begleitseminare vor Ort statt. Um sich in Deutschland wieder gut einzufinden, gibt es nach dem Austauschjahr auch Nachbereitungsseminare.
Gute Planung und Organisation sind wichtig, um den Austausch sorgenfrei und abgesichert genießen zu können.

Tipp

Gerade Jugendliche sollten das Auslandsjahr mithilfe einer Organisation durchführen. Die Unterstützung bringt auch den Eltern Sorgenfreiheit.

Die richtige Organisation für den Schüleraustausch finden

Um die passende Organisation zu finden, sollten Sie Infomaterial anfordern, mit ehemaligen Austauschülern in Kontakt treten und Veranstaltungen besuchen. Dafür ist z. B. die Messe Auf in die Welt nützlich. Sie findet jährlich in verschiedenen deutschen Städten statt und widmet sich dem bildungsnahen Auslandsaufenthalt.

Tipp

Erstellen Sie eine Liste mit Ihren individuellen Wünschen und Voraussetzungen. So grenzen Sie die Auswahl der Organisationen schon im ersten Schritt ein.

Dabei sollten Sie folgende Entscheidungen treffen:

  • Private oder öffentliche Schule?
  • Gastfamilie oder Internat?
  • Welches Land?
  • Wie viel Geld steht zur Verfügung?
  • Halbes oder ganzes Schuljahr?

Über einen Vergleichsrechner können Sie nach dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis suchen, das zu Ihren individuellen Vorstellungen passt. Achten Sie zudem darauf, dass die Organisation in einem Qualitätsverband ist.

Auswahl von Organisationen

Im Folgenden finden Sie eine Liste von 8 gemeinnützigen sowie kommerziellen Austauschorganisationen, mit denen Schüler häufig ihr Auslandsjahr absolvieren. Welche Organisation die beste ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Alle gelisteten Organisationen haben bei einer Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) mit dem Qualitätsurteil „gut“ abgeschlossen.

Bewerbung bei einer Austauschorganisation

Ist die Entscheidung für eine Organisation gefallen, müssen Sie nun ein reguläres Bewerbungsverfahren durchlaufen. Damit sollten Sie etwa ein Jahr vor dem gewünschten Austauschstart beginnen. Die Bewerbung läuft wie folgt ab:

  • Schriftliche Bewerbung (per Post, online oder per App)
  • 2 bis 4 Wochen Bearbeitungszeit
  • Zwei- bis dreistündige Auswahlgespräche in verschiedenen Städten Deutschlands
  • Zusage nach 2 bis 4 Wochen

In den Auswahlgesprächen will sich die Organisation einen persönlichen Eindruck von den Bewerbern verschaffen und herausfinden, ob ein Schüleraustausch das Richtige ist. Erfragt werden vor allem Gewohnheiten, Interessen und Hobbys, um eine passende Gastfamilie suchen zu können. Auch die Motivation für ein bestimmtes Gastland spielt eine Rolle. Dabei wird geprüft, ob die Vorstellungen der Bewerber mit der Realität übereinstimmen. So können Enttäuschungen vermieden werden. Zu guter Letzt werden auch die Sprachkenntnisse überprüft.

Internationale Klasse lernt in kleinem Kreis mit Notebooks

Rechte und Pflichten beim Schüleraustausch

Ist die Bewerbungsphase gemeistert, muss der Vertrag mit der Organisation unterzeichnet werden. Dieser regelt grundlegende Rechte und Pflichten für Austauschschüler und Organisation.

Für den Austauschschüler besteht grundsätzlich die Pflicht, am Unterricht teilzunehmen, Schulaufgaben zu erledigen und sich in den jeweiligen Ländern an eventuell von Deutschland abweichende Gesetze zu halten.

Die Organisation muss für eine angemessene Unterbringung, Betreuung und Beaufsichtigung des Austauschschülers sorgen und den regelmäßigen Schulbesuch organisieren. Zudem müssen bis spätestens 2 Wochen vor Reiseantritt Gastfamilie und Ansprechpartner vor Ort feststehen. Andernfalls ist ein Reiseabbruch ohne Kosten möglich. Eventuelle Probleme vor Ort lassen sich meist unkompliziert mit dem Ansprechpartner im jeweiligen Land regeln.

Kosten eines Schüleraustauschs

Die Kosten für ein Auslandsjahr können stark variieren. Sie unterscheiden sich von Land zu Land. Zudem hängen sie vom Schulgeld und vom Haushaltszuschuss für die Gastfamilie ab.

Folgende Kosten sollten Sie grob einplanen:

  • Australien: 20.000 €
  • USA: 12.000 €
  • Costa Rica: 10.000 €
  • Skandinavien: 8.000 €
  • Slowakei: 6.000 €

Die Preise gelten für ein ganzes Schuljahr. Meist sind Hin- und Rückflug mit dabei. Je nach Organisation weichen die Kosten und Leistungen ab.

Zusätzlich sollten Sie durchschnittlich 200 bis 250 € monatliches Taschengeld für Schulmaterialien, Bekleidung, Transport und Freizeitaktivitäten einplanen. Aber auch dieser empfohlene Betrag ist je nach Zielland und eigenen Bedürfnissen sehr unterschiedlich. Oft kommen zusätzlich Gebühren für Visum und Impfungen hinzu, die nicht in den Angeboten der Organisationen inbegriffen sind. Damit das Taschengeld auf Reisen nicht knapp wird, informieren Sie sich über Spartipps auf Reisen.

Mit einer guten Recherche und Vorbereitung braucht es keine vermögenden Eltern, um sich das Abenteuer Schüleraustausch leisten zu können. Dank verschiedener Förderprogramme von Organisationen, Stiftungen, Bund und EU lassen sich oft finanzielle Hürden meistern. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Schüler-Auslands-BAföG zu beantragen oder beispielsweise über das Parlamentarische Patenschafts-Programm (PPP) ein Stipendium für den Schüleraustausch USA zu bekommen.

Mit vielen Organisationen lassen sich Ratenzahlungen vereinbaren. Oft vergeben die Organisationen selbst auch Stipendien und können umfangreich zur Finanzierung beraten. Die Voraussetzungen und Anforderungen für solche Stipendien sind verschieden und hängen nicht nur von der finanziellen Situation der Eltern ab. Gefördert werden z. B. ehrenamtlich Engagierte, Schüler aus bestimmten Regionen sowie Bewerber für spezielle Länder.

Dokumente besorgen und Koffer packen

Steht das Zielland fest und war die Bewerbung bei der Organisation erfolgreich, können die Vorbereitungen starten. Besonders wichtig ist es, die Einreisebestimmungen zu recherchieren. Prüfen Sie unbedingt, ob bestimmte Impfungen im Einreiseland vorausgesetzt werden und ob ein Visum oder Reisepass benötigt wird.

Erkundigen Sie sich, welche Versicherungen in den Leistungen der Organisation enthalten sind und ob Sie noch weitere abschließen wollen. Für einen längeren Auslandsaufenthalt sind folgende Versicherungen empfehlenswert: Gepäckversicherung, Reiserücktritts- bzw. Reiseabbruchsversicherung, Auslandskrankenversicherung sowie Unfall- und Haftpflichtversicherung. Sie sollten auch überlegen, wie Sie im Ausland an Geld kommen. Möglicherweise müssen Sie eine Kreditkarte beantragen.

In der Checkliste Schüleraustausch finden Sie eine Übersicht der gesamten Vorbereitungen sowie eine Packliste für das Jahr im Ausland – von Bekleidung über Dokumente bis hin zu Gastgeschenken.

Mädchen stöbert im Buchladen nach Gastgeschenken

Gastgeschenke für Eltern und Geschwister

Für die Gastfamilie sollten Sie ein Gastgeschenk dabeihaben – sowohl für die Gasteltern als auch für die Gastgeschwister. Als Gastgeschenk eignen sich vor allem Dinge, die Deutschland bzw. die Heimatregion repräsentieren.

Für Gasteltern

  • Kochbuch mit deutschen Rezepten (in der Landessprache des Gastlands)
  • Gewürze (z. B. Lebkuchengewürz)
  • Souvenirs der Heimatstadt (Bierglas, Kalender, Bildband)

Für Gastgeschwister

  • Souvenirs der Heimatstadt (Shirt, Tasche, Tasse)
  • CD der deutschen Lieblingsband
  • Deutsche Süßigkeiten
  • Deutsche Märchenbücher (in der Landessprache des Gastlands)

Den Koffer sollten Sie einige Tage vor der Abreise zur Probe packen. Ist alles verstaut und sind die Gepäckbestimmungen eingehalten, kann das Abenteuer endlich starten.

Fazit: Eine gewissenhafte Planung erleichtert das Abenteuer Schüleraustausch

Der Schüleraustausch ist eine perfekte Möglichkeit, um eine andere Sprache und Kultur sowie ein anderes Bildungssystem kennenzulernen. Schüler können so ihren Horizont erweitern und ihre Persönlichkeit stärken. Mit der richtigen Vorbereitung und einer guten Organisation kann das Abenteuer für Schüler und Eltern sorgenfrei starten. Für alle, die gern nach der Schulzeit Auslandserfahrungen sammeln wollen, sind Auslandssemester, Ausbildung im Ausland und Work and Travel eine gute Alternative.

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